1000 Étangs

10.05.2021
Ein typischer Teich von vielen
Ein typischer Teich von vielen

Für zwei Übernachtungen zog es uns spontan ins Gebiet der "1000 Teiche", auch "la petite Finlande" genannt.

Wir durchquerten das Elsaß mit dem Camper und befanden uns in einer zauberhaften Region hinter den Vogesen wieder. Hier ist alles klein-bäuerlich, beschaulich und ländlich geprägt.

Unser Nachtquartier
Unser Nachtquartier

Sogar die Sträßchen erinnern ein wenig an Schottland. Sie sind so schmal, dass sich begegnende Autos automatisch nicht zu forsch fahren.

Da wir uns erst am späten Samstag Vormittag auf den Weg machten, übernachteten wir im tiefen Wald des Elsaß in den Vogesen. Kein Campingplatz. Kein Stellplatz. Alles relativ laut, was Baum und Geäst betrifft, durch den zum Teil kräftigen Wind verursacht. Aber gleichzeitig auch idyllisch und ruhig, was den verblüffend vielfältigen Singsang der ansässigen Vogelwelt betrifft und die vollständige Abwesenheit von Verkehrslärm oder anderen Menschen, die hier sonst nicht selten ihren Beschäftigungen in der Freizeit im Wald nachgingen. Vor allem Rennradler, VTT'ler und Motorcrosser.

Paradoxerweise erinnerte das laute Rauschen der Bäume an ein Zischen oder vielmehr an ein Grundrauschen - herannahender Autofahrgeräusche ähnlich. Anfangs dachten wir ständig, es kämen Autos vorbeigefahren. Aber wir gewöhnten uns dran. Und im Camper selbst war alles ruhig.


Ein Idyll zum Verweilen
Ein Idyll zum Verweilen

Am nächsten Tag fuhren wir vom ohnehin schön gelegenen Platz nur wenige Kilometer weiter und entdeckten einen zauberhaften  Platz in idyllischer Lage. So schön und einladend, dass wir fast geneigt waren, einfach dort zu bleiben für das ganze Wochenende. Aber den Platz merken wir uns. Vielleicht kommen wir ja mal wieder.
Erstaunlich finde ich, dass es in den meisten Fällen erlaubt ist, mit dem Auto auch mitten durch die Wälder zu fahren. Nur selten gibt es Einschränkungen durch Hinweisschilder, aber hier in Frankreich ist unsere Beobachtung, dass sie meist ignoriert werden. Die kleine asphaltierte Straße, die wir nahmen, durften wir offiziell befahren. Da, wo es strikt verboten ist, sind auch konkrete Barrieren. Da geht dann eh nix. Wer dann allerdings erwischt wird, zahlt - und das nicht zu knapp. (Von einem Fall hörte ich, dass gegen einen Motorcrosser ein Bußgeld von satten tausendfünfhundert Euro auf zwei Jahre zur Bewährung verhängt wurde.)

Auffallend war überall der Waldboden, der durchzogen war von kleinen Rinnsalen und Wasseradern, die aussahen wir ein weit verzweigtes Wassernetz aus Minibachläufen, die alle miteinander verbunden schienen. Einmal die Wiese überqueren hätte für reichlich nasse Füsse gesorgt. Auf unserem etwa vier Kilometer langen Spaziergang im Forêt Domaniale de la Haute Meuerthé  bei Sachemont sind wir immer wieder an Quellen und kleinen Wasserfällen vorbeigekommen, die das Wasser einfach aus der Erde drückten und es sich einfach seinen Weg bahnt.

Dann ging es weiter. Viel hatten wir nicht mehr zu fahren, vielleicht 30 Kilometer. Und der Wald- und Wiesenboden in der unmittelbaren Umgebung, wo wir übernachtet haben, war ziemlich "wässrig".
Nach der Weiterfahrt durch schöne stille Waldlandschaft, waren wir schließlich bei Servance. Und es war schwierig, einen Parkplatz zu finden. War unsere Anreise beschaulich und wir allein auf weiter Flur, trafen wir dort auf hunderte Leute(!), die hier ihren Sonntag Nachmittag per Pedes, mit Fahrrad, als Jogger, Motorradfahrer, Sportwagenfahrer und Wanderer verbringen wollten. Wo kamen die alle her? Als ob dort ein großes Treffen verabredet war. Den Massenauflauf mochten wir beide gar nicht. Aber was soll's!? Waren wir schon mal da, machten wir einen Spaziergang von vielleicht vier, fünf Kilometern, aber danach sahen wir zu, uns ein ruhigeres Plätzchen zu suchen. Im Zweifel, so war uns klar, fahren wir an das idyllische Plätzchen zurück, was wir heute morgen entdeckt hatten.

Nächster Übernachtungsplatz: "Le Juge" bei Servance
Nächster Übernachtungsplatz: "Le Juge" bei Servance

Brauchten wir aber nicht. Den fanden wir tatsächlich unweit der Menschenmassen. Ein ruhig gelegener Teich, den wir tatsächlich ganz für uns hatten, kein Mensch weit und breit und ein Übernachten mit Camper war auch gestattet. Und es gab sogar eine natürliche Toilette in einer kleinen eigens dafür gebauten Holzhütte. Daneben eine Kiste, angefüllt mit Holzspäne, die man dann mit der blechernen Kaffeedose auf seine Hinterlassenschaft streuen kann. Also eine richtige Trockentoilette. Alles wurde einfach, aber mit Blick auf's alltagstaugliche Detail gestaltet.
Auf einer Infotafel stand geschrieben, dass die Holztoilette und der danebenstehende Aufenthaltsraum, ebenfalls eine Eigenkonstruktion aus Holz war. Und zwar von einem Verein für Epileptiker.
Hinter dem Teich ging es eine große Wiese im leichten Gefälle zu einem anderen Teich. Auf dieser standen zwei Tiny-Häuser, die man mieten kann wie ein Mobilhome und gehören zum Teich, an dem wir stationiert waren. Erst am nächsten Morgen entdeckten wir das dazugehörige Hinweisschild und dass eine Übernachtung mit einem Motorcaravan oder Camper zwei Euro die Nacht kostet. Wir zahlten nichts, weil wir einfach niemanden antrafen.

Der nächste Morgen, es war Montag, begann ebenso beschaulich wie der Sonntag ausklang. Aber vollständig bewölkt und als wir uns langsam heimwärts bewegten, regnete es. Und das für den ganzen langen Rest des Tages. Wir haben auf dieser Stippvisite also Glück mit dem Wetter gehabt und darüber hinaus eine bezaubernde Region im Erstkontakt kennengelernt. Wir können ein Verweilen für ein paar Tage im petite Finlande nur empfehlen für die, die gerne Teiche, Wasser, Wald und Ruhe haben möchten. Und wer gerne angelt, findet dort ein kleines Paradies. Angelscheine kann mann vor Ort erwerben. Wer sich nach dort auf den Weg begibt, sollte allerdings Feiertage oder Wochenenden tunlichst meiden.


Unsere Übernachtung

  • "Le Bachetey", 70310 Beulotte-Saint-Laurent
    reseignements ou réservations, Tel: +33 6 7463 3761
  • Preis: 2 € pro Reisemobil/Stellplatz (Reservierung für Tinyhaus sinnvoll)
  • Unser Eindruck: einfacher und idyllisch gelegener Stellplatz am (Angler)Teich, sehr ruhig, kein Badesee(!), keine Versorgung, aber Trockentoilette.  Man sollte autark sein. Für eine Nacht wunderbar - Empfehlenswert 👍

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