Bremer Umland

20.06.2021

Wenn ich schon meine Wabentour dieses Jahr nicht wie geplant starten kann, liegt zumindest fürs Erste eine Woche das Bremer Umland drin. Der Platz, wo wir residieren, liegt im Bundesland Bremen. Und hier ist gelten, anders als zB. in Niedersachsen, andere Beherbergungsvorschriften. Schon das Wort klingt ziemlich beknackt. Kurzum: hier dürfen wir hin, hier dürfen wir sein. Und stressfrei, wohlbemerkt! Also ohne tägliche Tests und so weiter.

Die Wümmewiesen spätabends
Die Wümmewiesen spätabends

Am späten Abend unserer Ankunft begrüßt uns Klaus, der sehr freundliche Eigner der einfachen, natürlichen Anlage, einem ehemaligen alten Bauernhof, herzlich und vertellt uns sogleich, die Maskenpflicht sei auch ab sofort (= mit dem Tag unserer Abkunft) aufgehoben worden. Für Bremen und umzu. Also Niedersachsen zB. noch nicht. Und reicht mir spontan seine Hand zur Begrüßung. Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr reiche ich einem anderen Menschen als Geste des Grußes und der Sympathie meine Hand. Was für ein Akt mit Symbolcharakter!

Schon bei unserer Anreise zeichnete sich diese außergewöhnlich erscheinende Form menschlichen Zusammenlebens ab: im hessischen Städtchen Butzbach mit einem wunderschönen Marktplatz - dort machen wir auf dem Weg in den Norden regelmäßig Pause - mit einem Besuch in der immer selben Pizzaria. Diese lernte ich 2007 erstmals mehr zufällig kennen - und merkte mir diese. Irgendwas gefiel mir spontan, so dass wir ihr bis heute in stoischer Regelmäßigkeit die Treue halten.
Und das wars! Wir gingen essen! in einem Restaurant! Das ist auch über ein Jahr her, als wir das gemeinsam taten bzw. tun konnten. Einfach angenehm. Einfach herrlich! Die Dinge des Lebens können so einfach und dabei so erbaulich sein.


Sonntag Abend trudeln wir im Naturschutzgebiet ein und nehmen "unseren" Platz in Beschlag. Wir sind allein auf weiter Flur, es ist sommerlich und eine wunderbare Abendstimmung. Das Licht ist hell, die Sonne lässt sich Zeit mit dem Untergang; es scheint, sie will noch bleiben. Das Tageslicht, auch so scheint es, reicht tatsächlich bis zur Mitternacht. Wir können draußen sitzen und lesen, ohne künstliches Licht zu bemühen.


Haus vom Däumling?
Haus vom Däumling?

Montag genießen wir Sonne und laue Lüftchen. Ankommen & wohlfühlen, nichts geringeres als das. Mittags gehen, vielmehr fahren wir mit den Rädern nach Fischerhude und sitzen unter Linden im schönen Garten bei Gaststätte Berkelmann. Anschließend entschließen wir uns zu einer Radtour zu Melchors Hütte im Teufelsmoor. Geschlossen, weil Montag. Schade. Aber auf dem Weg dahin, kurz vor Melchors Hütte, kommen wir am Campreservat vorbei. Dort machen wir eine Pause bei kalten Getränken und bestaunen den "alternativ" wirkenden Campingplatz mit Baumhütten und freien Stellplätzen im Wald. Das wirkt alles beschaulich und urgemütlich. Meine Frau findet dies schön. 
Dann nehmen wir weiter Kurs durchs Teufelsmoor nach Neu Helgoland bei Worpswede. Dort hat auch die Hütte und damit die schöne Terrasse an der Hamme zu, obwohl angeblich an 7 von 7 Tagen die Woche geöffnet. Aber immerhin gibt es einen Stand mit Kaffee und Kuchen (kommt bei einer Radtourhalbzeit ziemlich gut), was wir gern genießen. Schließlich liegen noch etwa 20 weitere Kilometer vor uns, die wir in der herrlichen Landschaft bei schönstem Sonnenschein unter die Räder und Pfoten nehmen.


Dienstag machen wir in Bremen einen Stadtbummel, finden immer wieder den Dom, die Domsheide, das faszinierend schöne alte Rathaus der alten Hansestadt und natürlich die Böttchergasse schön und stets aufs Neue besuchenswert. Schließlich landen wir beim Café Sand an der Weser mit eigenem Strand. Sehr entspannend! Dann lassen wir den Tag am schönen Sommerabend an unserem ruhigen Domizil ausklingen.


Am Mittwoch denke ich mir, warum nicht Bremen umrunden? Dann wären wir schon die Konturen eines Bundeslands mit dem Rad gefahren. Der Blick auf die Karte macht deutlich, wo die Hürden sind. Zum einen müssten wir die Weser überqueren, wo weit und breit keine Brücke oder Fähre in Höhe von Lemwerder ist. Da müssten wir also deutlich von unserer Route abweichen. Zum anderen bräuchten wir unterwegs wenigstens eine, besser zwei Übernachtungen, damit die Tour keine Tortour wird. Wir wollen schließlich keine Kilometer runterreißen, sondern reisen, Pause machen, besichtigen, baden (Wetter ist diese Tage super!) und die gute Bremer Küche genießen.
Dieser halbherzige Versuch wird von mir am Spätnachmittag beendet. Wir fahren eine gute Stunde durch Gewerbe- und Hafengebiet, um dann zumindest am Haus am Walde, wo häufig open-air-Konzerte am Bürgerpark stattfinden, mit einem guten Essen und gekühlten Getränken verwöhnt werden.
Wir lassen den Tag spät abends ausklingen und sind kurz nach Mitternacht zurück an unserem Domizil. Eine laue Sommernacht, wie wir sie lieben mit irren Lichtverhältnissen, die mich immer wieder aufs Neue faszinieren. Deshalb bleibe ich noch auf, genieße Luft und Vogelwelt, ein paar Frösche in der Ferne bei einem letzten Bier und falle schließlich auch in die Koje.


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Wir sehen auf unserer Tour mit dem Rad einen waschechten und tadellos gepflegten Borgward. Ein originaler Bremer Pkw, der auch bis in die 60er Jahre dort gebaut wurde.
Schließlich eins von vielen in der Region typischen Bauernhäuser, die nahezu alle "natürlich" nicht mehr bewirtschaftet werden, aber die Lust auf Landleben wecken.
Und zum Schluss unser Platz, wo wir residierten.


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