Ende September an die Ostsee

04.10.2020

War gerade der Emsradweg erkundet, steht nun ein einwöchiger Tripp an die Ostsee an. Es soll uns nach Prewo auf die Halbinsel Darß, nordwestlich von Stralsund, führen.

Mein MiniCamper ist gepackt. Los gehts am Sonntag mittag. Die kürzeste Strecke beträgt laut schlauem Karten-Navi schlappe 1011 Kilometer. Dabei sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zu durchqueren bzw. zu streifen, bis wir zum Campingplatz kommen, wo wir ein paar Tage ausspannen und Neues entdecken wollen. Da sollte doch einiges zu sehen sein ...

Erste Station ist Seßlach, ein kleines Städtchen hinter Schweinfurt. Schönes Franken! Natürlich richte ich mich danach, welche Campingplätze auf der Strecke liegen und auch noch geöffnet haben, soweit es mir nebenbei möglich ist. Auf dem Platz in schöner Lage ist nix los; ein langes Reisemobil ist gerade vor mir angekommen. Nach deren Anmeldung, wo sie gleich für eine Nacht zahlen, beginne ich gegen 18:40 , mich aufzustellen. Die Dämmerung hat eingesetzt. Da ich mein großes Heckzelt dabei hab, ist der Aufbau nur für eine Nacht aufwendig, habe ich aber deshalb mit, weil ich denke, mal den Wagen zu benutzen während meines Campingaufenthalts (frei stehen). Und auch Hundi braucht seinen Platz für die Nacht.

Nachdem alles fertig ist, gehen wir in den Ort. Das Stadttor ist ab 20 Uhr geschlossen für Pkw. Der Fußgängerdurchgang, eine mehrere Meter dicke alte Stadtmauer, ist für Fuß- und Radvolk offen. Kaum trete ich da ein, glaube ich mich in einer anderen Welt und verstehe sofort, warum. Ich befinde mich im späten Mittelalter. Alte Straßen und Häuser, kein moderner Bau dazwischen. Es parken dort zwar Autos, aber von Anwohnern, allgemeiner Individualverkehr ist nicht möglich. Welch Ruhe in einer Innenstadt, welch schöne Atmosphäre!

Ich kehre in ein uraltes Wirtshaus ein, esse dort Leberkäs mit Spiegelei und nehme ein Bier von der ortsansässigen Brauerei. Herrlich!

Schließlich gehts zum C-Platz zurück und es wird eine schlafreiche Nacht und wache morgens bei knackigen 4° C auf. Der heiße Kaffee wirds richten. Aber zunächst wird Hundi versorgt. Dann geht alles flink. Frühstück, Dusche, alle Sachen verstaut, bezahlt und weiter bei Nebel, der sich allmählich verzieht und die Sonne Platz findet. (Ich zahle genauso viel wie das Ehepaar, das gestern angekommen war.

Unsere Übernachtung

  • Campingplatz Sonnland, Seßlach ...
  • Preis: 19 €, Dusche mit 50 Cent-Münzen
  • Mein Eindruck: Schöne Lage, sehr ruhig, containerartige sanitäre Anlage, wenig Dauercamper, Ferienblockhäuser. Ob Riesenschiff oder Pkw, es gilt derselbe Preis 😐 
Born auf Darß
Born auf Darß
Stadtmauer mehr Tunnel als Durchgang
Stadtmauer mehr Tunnel als Durchgang
Ortskern Seßlach
Ortskern Seßlach

Besonderheit

Die Strecke zwischen Würzburg und Seßlach fahren wir auf der B303. Das Faszinierende dabei ist, dass sie "sanfte" Aus- und Zufahrten hat. Heißt: man kann mit Tempomat ein konstantes Tempo, auch erlaubte 100 Km/h, fahren, ohne alle 2 Kilometer auf 80 oder 70 Km/h begrenzt zu werden. Dabei schlängelt sich die Straße leicht kurvig durch diesen Teil Unterfrankens und gibt einem ein entspanntes Reisegefühl. Echt cool 😎


Neben dem C-Platz
Neben dem C-Platz
Die Havel mit ihren Wasserwegen neben dem C-Platz
Die Havel mit ihren Wasserwegen neben dem C-Platz

Montag, 28. September

Auf dem weiteren Weg fahren wir über Coburg, noch bayerisch. Wir benötigen noch Hundefutter.

Nachdem wir Thüringen hinter uns gelassen haben, kommen wir schließlich  ins sehr flache und weitläufige Brandenburg. Auf dem Weg komme ich an einem Baumarkt vorbei, in den ich mit Hundi hineinstürze. Ich benötige nämlich noch zwei 6-Volt Trockenbatterien für meinen Küchenblock. Die werden kurzerhand an Stelle der leistungsschwachen selben positioniert und in Reihe geschaltet und sorgen für den reibungslosen Betrieb der Wasserpumpe. Die dürften dann für ein paar Jahre halten. Dann halte ich bereits nach einem C-Platz Ausschau, schau auf die Karte und entscheide mich, Richtung Havel zu fahren, weil das irgendwie gut klingt: Havelland. Da wollte ich schon immer mal hin: zum Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. In die Heimat von Theodor Fontane. Und es ist gut, wie sich noch zeigen wird. Auf dem Weg dorthin stelle ich fest, dass ich meinen Einkauf in Berlin Spandau gemacht habe. Nicht in Brandenburg. Erstaunlich!
Wir haben zwar erst 15 Uhr, aber ich möchte lieber einen Tag längere Anreise haben, dafür aber mit Hund an der Havel promenieren, campen, essen, relaxen. Wir sind ja schließlich nicht auf der Flucht.

Wir landen also in Ketzin an der Havel. Es sind vielleicht 25 Kilometer nach Potsdam. Sehr ruhig, sehr beschaulich. Genau sowas brauchen wir!

Nach Einnahme unseres Platzes und Aufbau des großen Heckzelts gab es zunächst Kaffee und Kuchen -was sonst 😉- und haben dann einen schönen ausgedehnten Spaziergang an der Havel gemacht. Traumhaft schön! Hundi ist selbstverständlich mehrmals mit voller Begeisterung in der Havel geschwommen. Nach dem ausgedehnten Spaziergang sind wir dann etwa eine dreiviertel Stunde vor Sonnenuntergang beim örtlichen Italiener lecker Pizza essen gegangen, den ich zufällig entdeckt habe (eine ausgesprochen tolle, leckere Pizza!). Wir sitzen im Innenhof eines alten Gemäuers mit Stallungen, die noch aus der Zeit Friedrichs des Großen stammen müssen. Die Restauration ist gut besucht und es liegt eine ruhige angenehme Atmosphäre in der Luft. Eine gute Idee, in Ketzin Halt zu machen!


Unsere Übernachtung

  • Campingplatz "An der Havel", Friedrich-Ludwig-Jahn-Weg 33, 14469 Ketzin,
    Tel: 033233-211 50
  • Preis: 19 €
  • Mein Eindruck: saubere Anlage, ruhige Lage an der Havel mit Strandbad, Bootsanleger. Brötchen bestellbar, Aufenthaltsraum, Kiosk in der Rezeption. Hier kann mann Urlaub machen und für einige Tage entspannen: 👍 

Dienstag, 29. September

Am Dienstag vormittag fahren wir schließlich weiter. Bis es soweit ist, wird natürlich noch ein ordentlicher Spaziergang an der Havel fällig und ein ausgiebiges Frühstück. Dann aber ist Aufbruch angesagt, die Sachen schnell zusammengepackt und schon gehts los. Wir fahren durch das schöne Bundesland Brandenburg und ich sage mir, dass wir wieder hierher kommen werden, um länger zu verweilen. Uns gefällt es sehr. Ebenso Mecklenburg-Vorpommern, das wir auch durchqueren und in dem auch unser Zielort liegt. Nach Rostock folgen wir der B 105 und biegen bei Altenheide auf die L21. Diesen länglichen Landstreifen fahren wir eine gefühlte ganze Weile bei erstaunlich viel Verkehr auf die sogenannte Halbinsel Darß. Links die Ostsee, rechts der Saaler Bodden. Überholen ist wegen der Verkehrsdichte nicht möglich, aber auch nicht nötig. 60, 70 Stundenkilometer reichen mir jedenfalls. Aber ich fürchte sehr viel Tourismus. Einige Bundesländer haben bestimmt Herbstferien. Auweia, das könnte voll werden, denke ich.

Wir passieren die Orte Diernhagen, Wustrow, Niehagen und Ahrenshoop. Unfassbar viel los in den Dörfern, die schier der Massen an Fußvolk sicher nicht mehr als Dörfer zu bezeichnen sind. Ein Fischstand neben dem nächsten Restaurant, dann wieder eine Fischbrötchenbude. Oh man! Meine ursprüngliche Sorge, durch ein Vorabtelefonat die Öffnungszeit des Campingplatzes in Erfahrung zu bringen, wich mehr und mehr der Befürchtung, überhaupt keinen Platz mehr zu ergattern. 

Schließlich kommen wir irgendwann am Nachmittag in Prewo an. Auch ein großes Dorf; voll und ganz dem Tourismus zugetan. Geschätzte 25 Touristen kommen auf einen Einheimischen, was die Menschenmassen betrifft (völlig subjektiv). Ende September. Keine typische Reisezeit. Und ich glaubte naiverweise, wir wären hier für die wenigen Tage unter wenigen Touristen. Oh man o man. Ganz durch den Ort durch, finde ich endlich den Campingplatz. Dieser befindet sich quasi mitten im Wald. Ich gehe in die große Rezeption. Nix los. haben die überhaupt auf? Na klar, die Tür war ja nicht verschlossen, denke ich. Ich meldete mich nach einem streng geregelten Verfahren an und zackig gestellter Fragen: wie lange, wieviel Personen, Zelt/Auto/Wohnwagen/Wohnmobil? Zahlen im Voraus! Chipkarte für alles! Vorzeitige Abreise rechtfertigt keine Rückzahlung ungenutzter Zeiten! Rückkehr für Abmeldung in die Rezeption nicht mehr erforderlich! Chipkärtchen kann behalten werden für einen kommenden Aufenthalt! Karte mit Platzorganisation und ein paar sparsamen Worten der Erklärung. Schöne Zeit in Prewo! Zack, bumm - das wars. Donnerwetter, denke ich. Das ging ja dann doch flott & flink. So sind sie, die Preußen.

Eine Platzfrage weniger
Eine Platzfrage weniger

Nachdem ich meine Platznummer endlich gefunden hatte, stellte ich meinen MiniCamper ab, baute mein für diesen Kurztrip völlig überdimensionierte Heckzelt auf und richtete mich ein. Dann endlich ging ich mit Hundi zur Ostsee. Nach wenigen Minuten waren wir aus dem Wald rausgetreten und standen in den Dünen - wo tatsächlich auch Wohnwagen standen. Mittendrin. Die werden von einem Trecker reingeschleppt und am Abreisetag wieder rausgeschleppt. Angesichts des feinen tiefen Sands wohl auch kaum anders möglich. Herrlich ist es hier. Wunderbar! Und Hundi freut sich dumm und dämlich.

Gegen 19:00 setzt dann allmählich die Dämmerung ein. Der klare wolkenfreie Himmel sorgt, zumindest in den Dünen direkt am Strand, für ein angenehmes Nachtlicht. Zauberhaft! Ich kann auch zu fortgeschrittener Stunde bei einem Abendspaziergang weit sehen. Ein herrliches Licht. Die abendliche Stimmung in Norddeutschland und besonders an den Küsten liebe ich sehr! Mit dem Sonnenuntergang hält dann doch die frühherbstliche Frische Einzug. Es wird saufrisch. Keine Heizung, kein Strom. Aber das benötige ich auch nicht. Im Minicamper habe ich es mir auf der umgeklappten Sitzbank sofaartig gemütlich gemacht, einen Wollpullover an und den Hund zufrieden zu Füßen liegen. Schummrige Beleuchtung, ein Bier und das Fahrzeug bietet noch ausreichend Schutz vor Kälte, auch ohne Heizung. Nur zelten wär jetzt nicht mehr mein Ding.


Mittwoch, 30. September

Frisch im Wald. Alles ziemlich ruhig. Kein Wunder. Schließlich schlafen um halb sieben die meisten noch. Außer Hundi. Der will eine Runde spazieren gehen und endlich frühstücken. Also los.

Nachdem er versorgt ist, gibt es erstmal guten Kaffee und sehr leckeres Vollkornbrot mit Butter, Marmelade & Co. Ich fühle mich wohl und wie ein Cowboy, aus dessen Becher es ganz heiß dampft. Während des Frühstücks, wo ich mir auch belegte Brote mache), überlege ich auch nicht lange, was wir unternehmen, sondern viel mehr, in welche Richtung. Ich entscheide mich für einen ausgedehnten Spaziergang am Strand der Ostsee entlang: von hier zum Strand, kurz vor dem Wasser links und dann immer der (eigenen) Nase nach: im Nationalpark vorpommersche Boddenlandschaft  auf der Halbinsel Darß nach Born. Es soll eine Wanderung zum Leuchtturm nach Born und durch den Wald zurück zum C-Platz gehen. Es werden 18 Kilometer bei strahlendem Sonnenschein durch das Naturschutzgebiet.

Zunächst sind es nur wenige Leute, die offenbar das gleiche Ziel haben. (Laufen die alle meiner Nase nach?) Nach ein, zwei Kilometern stelle ich fest, dass gefühlt hunderte Leute heute eine Strandwanderung machen. Oh nee! Die Wanderung wirkt wie organisiert ob der Masse an Menschen, die da rumlaufen. Mein Meisterwerk jedoch sind die Fotos, die ich mache: selten bis gar keine Leute drauf. Dafür musste ich mich tatsächlich in Geduld üben. Es hat sich gelohnt. Abgesehen davon ist es dennoch ein Genuss, die Luft zu atmen, das Licht aufzunehmen und den Vögeln, dem Wind und Wasser zu lauschen und dabei die Flugtiere, aber auch Hirsche (!) mit großen Geweihen zu beobachten. Durch einige Vogelkundler und Natur- und Tierliebhaber, die zum Teil riesige Stative und gewaltige Teleobjektive mitschleppen, werde ich natürlich aufmerksamer, was genau sie vor die Linse zu erwischen hoffen. Ich bin ja diesbezüglich unvorbereitet hier aufgeschlagen, um zunächst nur Ostseeluft zu schnuppern und zu wandern.
Und tatsächlich sehe ich zwei gewaltige Hirsche mit Geweih im sehr hohen Gras, vielleicht 100 Meter entfernt. Mit meiner Fotoknipse bekomme ich bestenfalls grobkörnige Ergebnisse. Aber gesehen habe ich sie und ich kann sagen: ja - ich war dabei!

Ich genieße wie Hundi den langen ausgedehnten Spaziergang durch das Naturschutzgebiet und halte des öfteren inne.
Das konnte ich spätestens am Borner Leuchtturm vergessen. Was da an Menschenmassen war, kam einer unangemeldeten Großveranstaltung gleich. Wer zur Toilette musste, brauchte nochmal viel Geduld für ein frei werdendes Töpfchen, denn die Schlangen waren immens.

Schöner Weg - mal ohne Menschen
Schöner Weg - mal ohne Menschen

Ich nehme den Rückweg durch den Wald und finde mich dann auch zurecht, um direkt nach Prewo, meinem Domizil, zu gelangen. Da ich trotz kleiner Wegzehrung am frühen Nachmittag richtig Kohldampf schiebe, hoffe ich insgeheim auf eine noch geöffnete Gaststätte. Und siehe da - ich finde eine am Ortsrand und blende meinen Impuls aus ("erst mal schauen, ob sich nicht was bess'res findet"). Da eh keine Vergleich möglich sind, treibt mich die pure Essenslust auf ein leckeres Fischgericht und ein kaltes gelbes Getränk mit weißem Schaum obendrauf in das erste Fischgasthaus am Ort(sausgang).
Ich sollte recht behalten mit meiner Wahl, wie mir meine innere Stimme sagte. Das Essen war angemessen seinen Preis wert, lecker & und gut. So soll es sein.
Dann machte ich mich mit Hundi die letzten zwei Kilometer auf zu unserem Platz. Dort bekam Nestor eine feine Kleinigkeit und frisches Wasser und unsereins Kaffee & ein Stück Kuchen und eine gute Lektüre.

Während meiner Abwesenheit gesellte sich ein Paar mit seinem T5 neben uns. Vielmehr waren die auch seit gestern Nachmittag eingetroffen, aber ins Gespräch kamen wir miteinander im weiteren Verlauf des Nachmittags und abends.
Ein schöner aktiver Urlaubstag. Morgen werden wir wieder wandern. Aber dann ein klein wenig weniger. Dann geht's auf den Strand und kurz vorm Wasser rechts lang.


Donnerstag, 1. Oktober

Wieder zeitiges Aufstehen dank Hundi. Die Wanderung steckt in den Knochen und habe gut geschlafen. Ich freue mich auf das Frühstück. Dampfender Kaffee, Cowboyfeeling. Die Sonne bricht sich allmählich durch die hohen Nadelbäume. Das Ziel ist klar und ich fühle mich dem gewappnet. Es geht heute in die andere Richtung, nach Zingst.

Auf dem Weg dorthin begegnen wir im Laufe des Tages zahlreichen Hunden. Für Nestor ein großes Vergnügen, da er immer wieder auf freundlichen Spielkameraden trifft. Auch bei unserer heutigen Tour habe ich keine Karte. Das braucht es auch nicht, da man bei etwas Aufmerksamkeit selbst feststellt, ob und wo die nächst größere Stadt wie Zingst ist.

Jedenfalls sind deutlich weniger Leute unterwegs, trotz schönen Wetters. Wir wandern so vor uns hin, Kilometer um Kilometer. Ich merke die Anstrengung von gestern, zumal das Gehen im Sand ungleich anders anstrengender ist, als würde ich auf ebenem festen Grund laufen.
Etwa drei Kilometer vor Zingst komme ich mit einem jungen 27-jährigen Hundebesitzer ins Gespräch, der das gleiche Ziel hat. Wir plaudern so vor uns hin und da er ein regelmäßiger Gast in Zingst ist "seit seiner Geburt" ist, wie er sagt, empfiehlt er einen Griechen, wo man gut einkehren könne.

Gesagt, getan. Laufen an der frischen Seeluft macht Appetit. Und den habe ich mächtig. Also wird's erstmal eingekehrt und lecker gegessen. Der Salat ist richtig gut. Sonst nicht so der großer Fleischesser, gönne ich mir heute mal Selbiges. Auch das ist in Ordnung gegangen.
Nachdem ich das Restaurant verlassen habe, stelle ich fest, dass ich meinen liebgewonnenen Wanderstab dort vergessen hab. Auf die Hacke kehrt gemacht und geklopft - und Glück gehabt. Die haben nämlich nun geschlossen. Ist ja schon wieder 15 Uhr. Beim Zurückeilen stelle fest, dass meine Beine, Füße und Hüfte ganz schön zwackt. Oh, ha. Der Rückweg kann ja lustig werden. Mal sehen. Erstmal den Ort durchstreifen. Stadt will ich den Flecken wirklich nicht nennen. Aber hier ist so viel Tourismus, den schätze ich fast noch stärker ein, als Prewo, wo ich heute wieder zurückgehen muss. Gleichzeitig sehe ich die Bewölkung aufziehen. Nun ja.

Ich taper durch den langgezogenen Ort, Bilder zu knipsen erspare ich mir, da an Massen von Menschen, die die Einkaufstempelchen bevölkern, nun so gar nicht mein Ding sind. Das hat erschreckende Ausmaße angenommen. Zumindest davon scheint Prewo verschont zu sein.

Viele schwärmen von Zingst, der junge Mann auf meinem Herweg auch. Ich kann dem nichts wirklich abgewinnen. Es ist weder besonders schön, noch idyllisch. Das, was ich im Zentrum sehe, sind Verkaufsbuden wie auf dem Rummel, viele moderne Ein- und zwei-Familienhäuser und nichts, was eine alte Struktur wie einen Ortskern ausmacht. Es ist kein Verlust, wenn ich mich jetzt wieder auf den Heimweg mache. Die Bewölkung ist denn auch weiter fortgeschritten, aber es regnet nicht. Also los!

Ich gehe zügig voran und gehe einige Kilometer hinter den Dünen zwischen einem langen schmalen Waldstreifen und dem Schutzdeich auf festem Grasboden, um Kraft zu sparen. Geschätzte vier Meter höher verläuft darauf parallel der Radweg. Ich spüre meine Füße, Beine, Hüfte und der Sand am Strand bremst mich aus.
Am frühen Abend kehre ich endlich zu meinem mobilen Domizil zurück. Und bin völlig platt.

Nun wieder etwas Sonnenschein, sitze ich auf meinem komfortablen "Sesselstuhl", genieße den  Sonnenrest des einbrechenden Abends und hab die Beine hochgelegt. Dabei ein schönes Bier der Region und genieße die Ruhephase und spüre jeden Zentimeter meiner Beine. 25 Kilometer bin ich heute gegangen. Man, bin ich erledigt! Nestor, der zwischendurch immer mal in die Ostsee gerannt, geschwommen und mit anderen Kumpels getobt hat, ist nun auch froh über unsere Rückkehr. Natürlich hat er erstmal Gutes zu futtern bekommen. Alles gut.

Im weiteren Verlauf des Abends entschließe ich mich, die weite Rückfahrt, auf zwei Etappen verteilt, morgen mittag anzutreten anstatt Samstag. Ich möchte an jedem Tag der Fahrt ausgedehnte Pausen machen, allein schon wegen des Hundes, damit's vergnüglich bleibt. Bevor es soweit ist, plauder ich noch viel mit den netten Nachbarn, die aus Flensburg kommen. Für sie ist deren Tour ein erstes Kennenlernen und Ausprobieren ihres gerade erworbenen T5-Multivans, ausgestattet mit einer Ququqbox. Schau an, schau an.


Unsere Übernachtung

  • Campingplatz "Regenbogen Prewo", 18375 Prewo, keine Tel.-Nr.
  • Preis: 103,- € (vier Übernachtungen)
  • Mein Eindruck: riesiges langläufiges Campingareal, was sich über geschätzte über zwei Km erstreckt. Campen in den Dünen für Zelte möglich und am Strand für Caravans, nicht für Reisemobile. Zahlreiche sanitäre kleine Häuschen alle paar hundert Meter; Kleiner Supermarkt, der Anfang Oktober geöffnet hatte. Ein ital. Restaurant auf dem Platz in Strandnähe. Wer entspannen oder was unternehmen will, findet hier beides. (Ich mag normalerweise riesige Campinganlagen nicht, aber ich fand schnell die Vorteile zur späten Jahreszeit & der Platz verdient ein, nein zwei 👍 👍.

Fazit

Der Urlaub ist vorbei. Wir haben viel unternommen und viel gesehen. Ein "Abstecher" dabei ist dieser Ostseetripp gewesen. Die Tage an der Ostsee haben mir mal wieder vor Augen geführt, dass sich ein längerer Aufenthalt unbedingt lohnt. Auch, wenn ich befürchte, dass in Prewo, Zingst und umzu ohne Ende Menschenmassen urlauben an Brückentagen, langen Wochenenden und in Ferienzeiten sowieso.

Mein MiniCamper ist noch nicht autark ausgerüstet mit einer Zweitbatterie. Trotzdem ist es kein Problem, die Kühlbox im Dauerbetrieb zu haben, Telefon, Tablet und Laptop aufzuladen und allabendlich Licht der Innenraumbeleuchtung zu nutzen.

Anders würde es aussehen, sollte noch eine Standheizung in mein MiniMobil Einzug halten. Für das Anlaufen und den Betrieb einer solchen ist die Zweitbatterie Pflicht. Da ich künftig auch in der kälteren Jahreszeit nicht auf den Einsatz des Fahrzeugs als Campingmobil verzichten möchte, ist es nur noch eine Frage der Zeit. (Aber dazu später an anderer Stelle mehr, wenn es soweit ist. Erkundigungen und Vergleiche sind jedenfalls eingeholt, die "Machbarkeitsstudie in Arbeit" 🙂 ).


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