Projekt MiniCamper, Teil V

03.10.2021

Eine fahrzeugunabhängige Stromversorgung ist nun angesagt. Möglichkeiten gibt es auch da verschiedene. Ich habe mich für folgende entschieden:

Eine EcoFlow River PRO Powerstation und einem mobilen Solarpanel, einer SunFolder Solartasche "SunFolder 180W". Ich musste lange darüber nachdenken, ob ich mich für eine solche Lösung entscheide oder - was man zB. im Internet und in einschlägigen Foren häufig liest, eine autarke Stromversorgung aus Landstromanschluss, Wechselrichter, Ladebooster (je nach dem, welche Geräte angeschlossen werden), dachseitig installiertem Solarpanel, die Wahl der geeigneten zweiten Batterie, Sicherungskasten, Kabeldurchmesser und dergleichen mehr.

Ich kann dem technisch zwar folgen, aber habe lange meine Entscheidung hinausgezögert. Geschuldet ist dies den begrenzten Platzverhältnissen meines MiniCampers auf der einen Seite. Andererseits fragte ich mich bei Lösungen anderer, ob man ständig so viel Technikgedöhns braucht, nur um sicherzustellen, dass man regelmäßig sein Laptop, Mobiltelefon, Kühlbox und Innenbeleuchtung im Fahrzeug laden und versorgen kann, die Pumpe für den Wasserbezug, elektrische Zahnbürste und was es da nicht noch alles gibt.

Ausgepackt. Erste Begegnung.
Ausgepackt. Erste Begegnung.

Alles hat seine Daseinsberechtigung

Aber den meisten nehme ich einfach nicht ab, dass sie unterwegs und auf Reisen so hohe Energiebedarfe haben, als dass sie so viel Aufwand betreiben müssten, um verlässlich autark unterwegs sein zu können.
Man muss nämlich schon aufpassen: im Netz kursieren ohne Ende Beispiele von supertollen Ausbauten, dass man, je mehr man davon konsumiert, meint, so was bräuchte man selbst auch. Gerade, wenn so ein Will-haben-Effekt aufblitzt, dann sollte man sich an seine eigene Nase fassen. So war für mich nur die Frage entscheidend: was brauche ich?

Danach habe ich meine Entscheidung getroffen. - Gesagt, getan. Welche ersten Erfahrungen habe ich nun gemacht?


Im Juli war ich unter anderem in Dänemark und in der Flensburger Förde. Ich war knapp zwei Wochen unterwegs und habe nirgends sogenannten Landstrom benötigt und habe nur auf Campingplätzen übernachtet.

Ich habe mal nach zwei, mal nach drei Übernachtungen Platz und Ort gewechselt. Während der Autofahrt wurde die Powerstation über das mitgelieferte dicke Kabel mit 12-Volt "Zigarettenanzünder"-Stecker geladen. Dabei blieb die Kühlbox mit der Powerstation verbunden und somit versorgt und geladen. Bis die mobile Zusatzbatterie von leer auf voll während der Autofahrt geladen wird, würden nach Bedienungsanleitung etwa fünf bis sechs Stunden vergehen. In meinem Fall bin ich vielleicht mal zwei, mal vier Stunden gefahren. Da sie nie ganz leer war, pendelte am Ende meiner Fahrten der Ladezustand zwischen 75% und voll.

Mobil und allemal ausreichend
Mobil und allemal ausreichend

Bei meinen Standzeiten wurde die Kühlbox von morgens bis abends mit Strom versorgt. Zur Nacht habe ich sie irgendwann vom Netz genommen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass nächtliches Kühlen der vollen, aber kleinen Kompressorkühlbox nicht nötig ist. Nehme ich sie morgens wieder ans Netz, arbeitet sie die ersten Minuten stärker und zieht dann für diesen Zeitraum gute 45 bis 50 Watt aus der Powerstation, was am Display gut abzulesen ist. Andererseits könnte sie nachts bei sehr geringem Strombedarf am 12-Volt-Netz hängen, was über die ganze Nacht betrachtet, in etwa aufs Gleiche hinauslaufen würde: mehrmals wenig Betriebsstrom ziehen oder morgens einmal für zehn Minuten besagte 40 bis 50 Watt. Gehupft wie gesprungen. So habe ich mir das blaue Dauerleuchten des Kontrolllämpchens in der Nacht erspart.

Desweiteren habe ich während meiner ca. elf Aufenthaltstage zweimal meinen Fahrrad-Akku voll aufgeladen und zweimal mein Laptop. (Bin ich zB. mit Fahrrad auf Tagestour und kehre irgendwo zum Essen ein, habe ich meist Gelegenheit, in der Zeit meinen Fahrrad-Akku aufzuladen. Davon habe ich auch zweimal Gebrauch gemacht.) Der Fahrrad-Akku lädt natürlich auch während der Autofahrt - und das erstaunlich gut. Ansonsten würde er die Powerstation flott leersaugen (etwa eineinhalb mal laden bei vollgeladener Batterie). Geht alles, wenn man das bei seiner Reiseplanung berücksichtigt.

Das Sonnenpanel mit 180 Watt Aufnahmeleistung hatte ich zwar im Juli-Urlaub mit, kam aber aber nur bedingt zum Einsatz. (Die Zusatzbatterie / Powerstation darf bis max. 200 Watt geladen werden.)


Zum einen war nicht jeden Tag der ideale Sonnenschein oder der Standort ließ keine optimale Ausrichtung zu. Zum anderen wäre es hilfreich, wenn man mehrere Tage am Stück auf irgendeinem Campingplatz verweilt. Dies war zB. in meinem Pyrenäen-Urlaub im September nicht der Fall. Da, wo es ideal war, da kam am Nachmittag während meiner Abwesenheit (Tageswanderung) ordentlich Bewölkung und Regen auf. Und dort, wo ich frei stand für eine Übernachtung - nun ja, das war es dann eben Nacht. Und wenn der MiniCamper tagsüber irgendwo geparkt ist, kann man schwerlich das große Solarpanel  außerhalb des Fahrzeugs auf dem Parkplatz ausbreiten. Dabei meine ich noch nicht mal "Mitnahmeeffekte durch Langfinger".

Und das ist dann auch schon ein Schwachpunkt für meine Art des Reisens: punktuell mal ein oder zwei Tage an einem Ort verweilen und dann weiterreisen. Da wird der Einsatz des Solarpanels, so gut er schon bei halbwegs Sonnenschein funktioniert, von mir eher nicht genutzt.
Das Laden über den "Zigarettenanzünder" geht besser, sprich effektiver, als ich dachte und habe ich zu schätzen gelernt.
Nun überlege ich, ob ich vielleicht im letzten Drittel der Dachfläche meines MiniCampers eine fixe Installation eines Solarpanels draufbaue 🤔 Nach meinen ersten Erfahrungen in diesem Sommer wäre es nicht dringlich. Aber praktisch wärs schon, gell?! Mal schauen.


Noch ein Wort zur Solartasche

Die SunFolder 180W ist von Wattstunde. Die ist ok. Aber mein Favorit wäre im Nachhinein eine andere gewesen. Nämlich die Solartasche ETFE Oberfläche 135W von prevent.

Sie hat "nur" 135 Watt Ladeleistung, mit der sie bei optimalem Sonnenschein die Zusatzbatterie lädt, was im Übrigen völlig ausreicht, kommt aber erheblich stabiler daher. Das geht schon beim Aufstellen los. Es werden drei stabile Metall-Aufsteller verwendet. Nichts wabbelt und schwabbelt und die aufgefaltete Solartasche biegt nicht durch.

Ganz anders bei Wattstunde. Die Solartasche steht relativ wackelig, vor allem biegt sie von vornherein leicht durch. Das Bild unten habe ich bei 1° aufgenommen. Im Juli waren es um die 25°. Je wärmer es ist, desto mehr wölben sich die Teile. Das sollte so nicht sein.

"Wattstunde" versus "prevent"
"Wattstunde" versus "prevent"

Die solide verarbeitete Solartasche von prevent biegt nicht durch(!) und sie kann notfalls auch einen Regen aushalten, ohne beschädigt zu werden. Dies wird sogar vom Hersteller werbewirksam vertreten. Glaubhaft wird das auch durch die Steckverbindungen, die entsprechend rundum vor direkten Wassereintritt geschützt sind. Bei Wattstunde sieht das schon anders aus; auch wird gewarnt, die Solartasche vor Regen zu schützen.

(Klicken auf nachfolgende Bilder vergrößert)

Was nützt es mir, wenn ich auf einem Campingplatz stehe, tagsüber unterwegs bin, derweil mein Solarteil die Powerstation vermeintlich sicher auflädt und es zwischendurch regnet und ich im Zweifel mit einem Totalschaden rechnen muss? So geschehen als ich in den Pyrenäen war (glücklicherweise war nichts passiert).

Eine Solartasche, die permanente Anwesenheit erfordert, falls es mal regnen sollte, um sie einzupacken, hat kein Taugen. Zum anderen ist sie wabbelig und wirkt weniger wertig als die von prevent. Aber Achtung: die von Wattstunde tut, was sie soll und sie ist trotz berechtigter Kritik soweit in Ordnung. Aber sie hat Schwachstellen, die man, gerade beim Campen und Reisen wie wir es tun, wissen sollte.

Warum dann trotzdem die Solartasche von Wattstunde?

Weil ich es nicht besser wusste. Und ich wollte den direkten Vergleich. Den habe ich nun.

Im Cap Land kommt die Solartasche von prevent zum Einsatz. Meine Frau ist begeistert (ich bin auch überzeugt). Hätte ich von vornherein auch die passenden Adapter geordert, hätte ich vermutlich zunächst die Solartasche von prevent für meine Sommertour ausprobiert. Dann hätte ich die von Wattstunde nicht kennengelernt.

Wenn man dann noch die Preise vergleicht, fällt Wattstunde noch weiter nach hinten bzw. kommt eigentlich gar nicht mehr in Betracht. Die verlangen für das Teil 429,0 €.
Die Solartasche von prevent kostet 315 €. 

Fazit

Das Fazit ergibt sich aus dem oben Beschriebenen. Heute würde ich ganz klar die Solartasche ETFE Oberfläche 135W wählen. Bei optimaler Sonnenausnutzung zeigen beide Äpps nahezu die gleiche Ladeleistung: um die 100 bis 130 Watt. Der Nennwert von 180 Watt wurde unter allerbesten Bedingungen nicht ansatzweise erreicht. Ob das mit dem "Durchbiegeeffekt" zusammenhängt? Keine Ahnung.

In diesem ungeplanten Vergleich trifft der Satz "Für weniger bekomme ich mehr" gleich mehrfach zu. Die Qualität der Solartasche von prevent ist spürbar höherwertig und gleichzeitig über 100 € günstiger.
Meine Empfehlung: unbedingt vergleichen lohnt sich allemal!


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