Spanien im Mai - dritte Woche

27.05.2022

Sonntag- die 3. Woche beginnt

Von gestern zu heute haben wir unmittelbar vor Tarifa auf dem Camping Rio Jara verbracht. Ein reines Surf-Mekka, wo immer eine knackig steife Brise weht und deshalb Kyting- und andere Surfer sich fleißig austoben können. Wir zahlen 29 € und fahren weiter. Der C-Platz kostet deshalb 5 € mehr, weil sie unbedingt Strom haben wollte, den wir nicht benötigten. Was soll‘s!

Auf nach Ronda. Wir „müssen“ erst Gibraltar einen Besuch abstatten, dem (ehemaligen) Streitpunkt zwischen Spanien und England seit gefühlten Ewigkeiten. Es ist schön dort. Wir genießen die angenehme Brise und die Ruhe. Es ist nichts los, kaum Verkehr. Wir entscheiden uns, nicht den Felsen hochzufahren. Acht Kilometer, dafür sich eine Stunde mit dem Auto hochquängeln. Stattdessen tukkern wir weiter Richtung Ronda und fahren durch das sehr bergige Gelände. Was ist das schön! Wir scheinen allein auf weiter Flur.

Es ist mäßig späte Mittagszeit und kommen nach Casares, ein weißes Dorf, steil und noch enger als Vejer. Selbst die Einheimischen parken ihre Autos weitgehend außerhalb bzw. oberhalb des großes Dorfes. Wir begeben uns durch urige enge steile Gassen bergab. und wir stoßen auf ein Restaurante, wo drinnen wie draußen im Schatten viele Spanier sitzen. Wir finden ebenfalls ein schattiges Plätzchen - und endlich verspeisen wir einen frischen spanischen Klassiker: Calamares, Aioli, zuvor Salat und Schnecken. Ja, Weinbergschnecken. Danach Postres (Nachtisch) und café americano (für uns „normaler“ Kaffee). eine wunderbare sonntägliche Mittagspause.

Weiter nach Ronda. Was für ein Menschenauflauf! Busse, Menschenmassen ohne Ende. Dabei sind wir niemandem begegnet bei unserer Anfahrt. Wo kommen die alle her? Und kein Parkplatz. Ab ins Parkhaus. Nach 15 Minuten Rumgequierle sind wir wieder raus. Zum nächsten überteuerten Parkplatz an frischer Luft. Dort werden wir auch nicht fündig. Vier Meter fünfzig reichen dann doch nicht, weil bei „Überhang“ zu wenig Rangiermöglichkeit verbleibt. Jedenfalls ist die Steuerfrau so grottig genervt, dass sie entscheidet, Ronda schnellstmöglich hinter sich und uns zu lassen. Also verzichten wir auf die uralte Örtlichkeit mit einer megaalten Brücke, die das Dorf teilt, welche die Römer damals gebaut hatten, heute auch von fetten Bussen genutzt wird (Gewicht) und tierisch tief ist. Jeder Sprung von der Brücke wäre „todsicher“. Das hatten die Römer damals schon berücksichtigt und die Steinmauer als Geländer hoch gebaut.

Wir landen am frühen Abend bei Chimeneas, in der Nähe von Granada. Was für ein toller Platz für eine Übernachtung inmitten gewaltiger Olivenfelder! Ruhe und Vogelgesang hieven uns nach einem leichten Abendbrot irgendwann in einen traumreichen Schlaf. Gute Nacht 🌙


Montag - 17. Tag


Schön & idyllisch ruhig
Schön & idyllisch ruhig

So bricht denn auch ein neuer Morgen in idyllischer Abgeschiedenheit inmitten von Olivenhainen an. Vielleicht 20 Km von Granada entfernt, starten wir nach Frühstück & Dusche, um der Alhambra einen Besuch abzustatten.

Wir tanken noch Diesel und Wasser an einer der in Spanien weit verbreiteten Repsol-Tankstellen und finden ohne Probleme, aber gut zwei Km von der Alhambra entfernt, einen kostenlosen Parkplatz. Warum das wichtig ist, verraten uns die lächerlich hohen Parkgebühren: 26 € für den Tag. Wir bekommen auf die Weise auch einen guten Eindruck von der Stadt und schlendern auch in zwei geöffnete Kirchen. Granada zu Fuß ist nicht zu unterschätzen. Es gibt zahlreiche steile Straßen und Gassen; die Alhambra, eine Mixtur aus Stadtbefestigung und Zitadelle aus dem frühen Mittelalter, präsentiert heute noch eindrucksvoll die maurische Kunst & Prunk und liegt -natürlich- auch ganz weit oben. Das weiß ich noch sehr lebendig aus meinem Besuch Ende der achtziger Jahre. Aber irgendwie hat meine Frau die Lust verloren, die Besichtigung allein zu machen. Mir war ja klar, dass unser perro da nicht mit rein darf. Stattdessen hatte sie viel mehr Lust, sich endlich ein Kleid zu kaufen. Und dass schon seit Sevilla.

Auf die Weise haben wir diverse Miniboutiquen aufgesucht, die all mögliches Gedöns angeboten haben, auch Kleider und Tücher. Aber sie wurde einfach nicht fündig. Nun ja. Keine dieser Boutiquen wurde von Spaniern betrieben, sondern von Arabern. (Ich fühlte mich zum ersten Mal in diesem Urlaub an Deutschland erinnert. Irgendwie schrecklich.)

Nach all dem gab es nachmittags wieder ein gutes Menú. Irgendwann machten wir uns auf den Weg, nachdem wir die Kathedrale von Granada, die Bib Rambla, die San Matias Realejo, das Centro von Grananda und San Pedro besucht hatten. Im Stadtteil San Pedro hatten wir vom Restaurant, wo wir gegessen haben, einen schönen Blick auf die Festung / Alhambra.

Wir streiften buchstäblich Rioja, der Ort, dessen wichtigster und bekanntester Wein seinen Namen gibt, durchquerten Almeria und haben am Tor des Cabo de Gata, einem Parque Natural, am Playa de Torregarcía, direkt am Wasser gestanden und dann auch übernachtet. Ein Spanier mit Frau gesellte sich parkend zu uns und sprach uns auf den Ford Transit Camper an.  Er selbst fuhr einen älteren Ford Transit Connect Bj. vor 2013. Also gab es eine kurze Besichtigungstour. Die Unterhaltung klappte, obwohl beide nur spanisch sprachen und wir wiederum nix spanisches verstanden. Aber irgendwie verstanden wir uns doch. Er demonstrierte seine Heckdusche: eine Handpumpe mit 10-Liter-Tank, einem Schlauch, wo ein handelsüblicher Wasserhahn, wie man ihn zuhause vom Waschbecken kennt und lachte. Es funktionierte. War echt lustig.

Während wir im weiterem Verlauf am Strand saßen, lasen, das andere Paar angelte, versuchte ich dann ins Mittelmeer zu kommen. Aber Wellengang und dicke Kieselsteine erschwerten dies. So blieb ich eher sitzen als dass ich wirklich ins tiefe Wasser kam. Angenehm erfrischend war es trotzdem. Aber Hundi holte den Tennisball locker in und durch die Wellen immer wieder raus. Toll, was der für eine Freude daran hat. Und Energie!

Strand, Dünen, Wasser
Strand, Dünen, Wasser

Dann rückten etwa hundert Meter weiter Polizei, 2 Lkw's und ein Schwerlastkran an. Na so was?! Dabei beobachteten wir das Spektakel, dass ein großes etwa 20-Personenboot, mittels Schwerlastkran und einem-Lkw aus dem Wasser geborgen wurde, das zuvor zwei Surfer entdeckt und gemeldet hatten. Die Gardia Civil (Polizei) blieb bis zum Schluss und kümmerte sich nicht um einen lausigen Camper am Strand. Wir hingegen befürchteten, dass sie uns ansprechen könnten von wegen campen am Meer. Aber dem war nicht so. Wir konnten ungestört bei ordentlichem Wellenklang und -getöse eine weitere schöne Nacht im Freien verbringen.


Cabo de Gata-Níjar

Ein wunderschönes Naturreservat, offiziell im Januar 1988 als solches anerkannt, bietet es einsame wie atemberaubende Landschaften, einsame Buchten, Palmen, riesengroße Kakteen, faszinierende Sandstrände, vulkanisches Gestein und ebensolches Hinterland, dass man glauben mag, man sei auf einem anderen Planeten.
Die Küstenlänge erstreckt sich über etwa 50 Km. Aber man findet keine Hotels und Restaurante-Ketten usw.! Das ist das Wunderbare an dieser Region in der Nähe von Almería. Eine wahre Meisterleistung, dass die Spanier dies zu bewahren geschafft haben bei gleichzeitiger Erkundung für Touristen per Auto, Motorrad, Fahrrad und zu Fuss.

Meine erste Begegnung war 1988. Damals wurde San José als "Geheimtipp" gehandelt. Wir, meine Freunde und ich, waren mit Motorrädern jedoch zufällig ans "Ender der Welt" geraten, wie San José auch genannt wurde. Auf dem Weg nach einer Bleibe für die Nacht. Zu dem Zeitpunkt wußten wir nix von einem "Geheimtipp". In San José endet nämlich die Straße. Man bleibt oder kehrt um. Das Kaff war wirklich ein solches; vielleicht 30 Häuser. Also sehr klein. Wir sind eine sehr schotterige steile Piste bergab gefahren und fanden uns im vermeintlichen Paradies wieder. Sandstrand, Palmen, Kakteen, Klatschmohnfelder im Hintergrund. Und sonst nichts und niemand. Das hatte uns umgehauen.

Ähnlich faszinierend ist es eigentlich heute auch. Nur, dass zahlreiche Touristen dorthin gelotst werden. Aus der kleinen steilen Küstenpiste ist eine etwa acht Meter breite geschotterte und beebnete Piste geworden, wo auch große Wohnmobile langjuckeln können. Allerdings im Schritttempo. Und an "meinem" besagten Paradies ist ein (Tages)Parkplatz entstanden, der vielleicht 50 Fahrzeuge aufnehmen kann und fünf € kostet. Allerdings ist das Campen und Übernachten dort verboten und wird durch ständige Kontrolle durch Guardia Civil kontrolliert. Wer dennoch nachts dort angetroffen wird, für den wird's teuer. Und San José ist um das geschätzt 7 - 10-fache angewachsen bzw. aufgebläht. Gut so, dass das zauberhafte Gebiet rechtzeitig zum Parque Natural de Cabo de Gata-Níjar erklärt wurde. So ist die Perle tatsächlich erhalten geblieben.


Dienstag & Mittwoch - 18. u. 19. Tag

Weiter sind wir nach San José gefahren, dem „Ende der Welt“, wir es in einem Reiseführer aus den achtziger Jahren hieß. Das Dorf endet in einer Sackgasse. Irgendwann muss man wieder umdrehen. Aber man kann an zwei Buchten heranfahren mit ausgewiesenen Parkplätzen. Wegen der Abgeschiedenheit und unwiderstehlichen Schönheit ist man schnell geneigt, zu bleiben. Die Gardia Civil kontrolliert täglich und abends und in dieser Region sind sie nicht zimperlich. Eine „Übernachtung“ würde mehrere hundert €uro kosten, haben wir uns sagen lassen.

Wir fuhren weiter und kamen im Ort Huércal-Overa an, um eine Mittagspause einzulegen. Wir haben wieder typisch spanisch gegessen: Ensalada, Calamares (so was von frisch!), Postres, Café americano (wenn man das nicht sagt, gibts den solo). Gute Entscheidung.

So gestärkt, suchten wir, nachdem wir schon eine Wegstrecke gemacht hatten, einen Parkplatz für die Nacht. Der erste gefiel mir nicht, der nächste meiner Frau nicht. Schließlich wurde es ein Campingplatz der besonderen Art. Erstens: alles asphaltiert und die Stellplätze geschottert. Jede Reihe hatte ein eigenes Sanitärhäuschen. Alles picobello sauber, modern, platzmäßig großzügig. Zweitens: Benidorm, der Ort des Schreckens schon in den Achtzigern, war nur vier Km entfernt. Benidorm hat viele Hochhäuser, die aus Ferienappartements bestehen, Einkaufszeilen und -zentren, usw. Grusel pur. Und das Schärfste war: über dem C-Platz thronten zwei Baukräne, die am nächsten Morgen an weiteren Hochhäusern werkelten. Aber die Nacht war ruhig und erholsam. Aber wir waren ja eh auf der Durchreise …

Mittwoch morgen entschieden wir uns, die Stadt Xátiva im Hinterland zu besuchen. Ein Tipp und Traum für alle Kurvenenthusiasten. Über 70 Km Kurven und Spitzkehren. Eine solche Strecke in der geballten Länge und Intensität (ohne Unterbechung!) habe ich, glaube ich, noch nie gehabt. Aber klar. Hier spricht das Mopedfahrerherz. Und zauberhafte Ausblicke und enge, aber parkmögliche Übernachtungsgelegenheiten, dass es uns schon leid tat, dass wir zeitlich langsam am Ende unserer drei Urlaubswochen angekommen sind.

Xátiva hat uns auch gefallen und wir haben einen ausgedehnten Bummel absolviert und die alte Stadtfestung besichtigt. Da sind wir hochgefahren (alles extrem eng); wir hatten einfach mal keinen Bock auf Laufen.
Unsere nächste Übernachtung fanden wir in der bäuerlichen Einöde in Sollana, kurz vor Vanéncia. Mitten in der Pampa. Der Hof eines alten ehemaligen Bauernhauses, welches gelegentlich für gesellschaftliche/dörfliche Anlässe genutzt wird, diente uns toleranter Weise zur Übernachtung. Absolute Stille.

Donnerstag

Wir nehmen uns einen Tag Zeit, um València zu besuchen. Sie gilt als besonders grüne Stadt. Und es stimmt, ein Parkband zieht sich über weite Strecken durch die Universitätsstadt. Der Kreiselverkehr erfordert wie in Madrid immer besondere Aufmerksamkeit, weil er teilweise vierspurig ist und mittendrin zusätzlich beampelt ist. Wir lassen uns durch das schlaue Navi zu kostenlosen Parkplätzen lotsen, die natürlich alle belegt sind. Parkhäuser und die anderen kostenpflichtigen Parkplätze kosten 5 €/Stunde. Da kommt schnell was zusammen.

Wir decken uns bei einem libanesischen Bäcker, der sich auf süße Teilchen spezialisiert hat, ein; auch wenn unsere Visite gerade erst begonnen hat und wir alles unbeschadet mitschleppen müssen. Sie kann es einfach nicht lassen. Wir machen mal wieder zahlreiche Fotos, besichtigen das eindrucksvolle begehbare Stadttor von unten. Nach Klettereien ist uns heute einfach nicht.

Man kann ja so herrlich bummeln. Zahllose Lädchen, viele Restaurantes & Tabernas ziehen einen magnetisch an. Und nun wird sie endlich fündig: ein Kleid, wonach sie schon in Madrid & Sevilla so lange gesucht hat. Na also! - Ich lege mir noch ein Brillenetui aus spanischer Korkeiche zu. Natürlich eine Idee von ihr, aber da ich pragmatisch bin, habe ich es genommen, da meins kaputt gegangen ist. Passt also.

Nun finden wir in einer Seitenstraße ein Restaurant und ich genehmige mir Paella mit Meeresfrüchten (hier unterscheiden die Spanier offensichtlich. Sie wird auch mit Fleisch und allem Möglichen angeboten). Bueno.


Links = Spanien. Fort Bellegarde
Links = Spanien. Fort Bellegarde

So langsam rückt das Gefühl der Heimreise in unseren Fokus. Wir fahren etwa 200 Km nördlich auf der Küstenautobahn und finden am Donnerstag Abend eine gute Übernachtungsmöglichkeit am Fuß einer alten Festung, die zur Zeit restauriert wird in Ulldeccona. Nach einer ruhigen Nacht haben wir plötzlich Freitag. Nach einem Frühstück mit Hartkäse, leckeren Tomaten, Avocado, Café & Joghurt und einer Dusche unter offenem Himmel in ruhiger wie schöner Umgebung setzen wir unsere Reise fort. Es sollen 414 Km werden, an deren Tagesende wir am Fort de Bellegarde auf französischer Seite stehen, unmittelbar an der Grenze zu Spanien. Dieser Ort ist sehr schön wie abgelegen und er inspiriert mich zu einer möglichen weiteren Unternehmung. Begeht man den Wanderpfad (keine 50 Meter neben uns), ist man exakt auf der Grenze. Dieser Weg führt bis an den Atlantik. Parallel dazu führt ein ausgewiesener (Rad)weg, der gelegentlich auch von Autos genutzt werden kann (,aber nicht darf). Diese 5888 Km lange Veloroute verläuft von Cadix bis Athen. Spontan denke ich, auf jeden Fall interessant vielleicht für eine zwei- bis dreiwöchige Wandertour auf dem kleinen Wanderweg zu machen 🙃.


Wir haben nun Samstag morgen und 399 Km vor uns, um in der Provence einen letzten Stopp einzulegen. Aus dem geplanten einen Tag werden dann zwei und -eigentlich immer noch in Urlaubsstimmung- wird uns dennoch klar, dass dieser nun zu Ende ist. Nichtsdestotrotz genießen wir diese Stunden und fahren Montag zurück und dann ist der Urlaub Geschichte, aber doch noch so nah.
Aaaaaber wir stecken voller Impressionen und neuer Eindrücke, von denen wir die eine oder andere Idee gerne in unseren Alltag aufnehmen wollen. Eine zB. ist die des anderen Tagesrhythmus'. Ich selbst finde es klasse, morgens zu frühstücken, dann seinem Tagewerk nachzugehen und erst wieder gegen 15 Uhr Mittag zu essen. Als Menú, versteht sich. Also drei Gänge. Und dann nix mehr für den restlichen Tag. Ich hätte nicht geglaubt, dass dies für mich passen könnte. Na ja, nur so als Idee ...


Munter bleiben
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