Pyrenäen

11.09.2021

Wir haben September und ich mache mich tatsächlich mit Hundi im MiniCamper auf den Weg in die Pyrenäen. Das ist die Gebirgskette, die Spanien und Frankreich geografisch trennt. Klar, weiß man.

Für die zwölf Tage, die ich einplane, ist es -wie so oft- zeitlich eng. Es sind zwar nur zu meinem anvisierten Ziel etwa 1150 Kilometer. Aber wer mich kennt, weiß, dass bereits die Anreise Urlaub heißen soll und nicht Runterreißen von Kilometern, um möglichst schnell am Zielort anzukommen. Also plane ich ganz entspannte drei Tage für die Hinreise ein (Hundi wirds danken!), dann drei Tage für die Rückreise und die restlichen Tage im Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido.

Hier sind bis in den Herbst hinein zahlreiche Campingplätze geöffnet, deren Besuche ich für diese Tour auch so geplant habe.

Da die Pyrenäen so schön und faszinierend sind und ich bestimmt noch das ein oder andere Mal hinfahren werde, gibts dafür hier auch gleich eine eigene Rubrik.

Mein erster Tripp in die Pyrenäen, um dort zu verweilen (und nicht durchzufahren), nun also im "Liveticker.


Eigentlich alles klar. Brauche aber noch einiges an Zeit, um die letzten Vorbereitungen abzuschließen. Habe Kopfschmerzen und Magen-/Darmgrummeln. Nix gut, denke ich.

Sogar um 15 Uhr auf dem Sofa liegend, siniere ich, die Fahrt um einen Tag zu verschieben. Nein! Stattdessen spüre ich in mich hinein und sage, das wird schon. Noch eine Paracetamol, zwei Kaffee und ein Stück Kuchen (irre Kombi) mit den Gedanken, schon bei Besançon auf einem 800 Meter hoch gelegenen Bauernhof ("Ferien auf dem Bauernhof") zu campen, lassen mich mit Hundi durchstarten. Aber endlich loskommen. Wir kommen schließlich nach kurzen 130 Kilometern, quasi um die Ecke, an. Es ist einfach nur herrlich: Ruhe, Pferde, Kühe mit Kuhglocken (kenn ich sonst eigentlich nur aus Bayern und Österreich). Ok. macht schon etwas Lärm. Aber die Art ist entscheidend. Kuhglochen = guter "Lärm2 = ok.
Gut ist, losgekommen zu sein. Ab jetzt zählt nur, was ich dabei hab und das Beste aus der Reisezeit zu machen.

Sonntag Vormittag. Weiter geht's.
Sonntag Vormittag. Weiter geht's.

Ich komme also gegen 18:00 an. Der Bauernhof in Valoreille, einem echten Kuhdorf in über 800 Meter luftiger Höhe, ist mir ja durch frühere zufällige Besuche bekannt. Deshalb mein zielstrebiges entspanntes Dorthingleiten.
Ein schöner Abend, eine ruhige Nacht. Nur urige Vogelschreie. Echte Nachruhe! Wer dies liebt, kann dieser Platz nur ans Herz gelegt werden.


Unsere Übernachtung

  • Camping Jura, Valoreille, 25 Fleurey, France, Tel: 0381 933360
  • Preis: 5,50 €
  • Eindruck: einfache, saubere Anlage, sehr, sehr ruhig. Empfehlenswert 👍

Hier ein paar Bilder


Tag zwei -Sonntag

12.09.2021

Heute wieder stahlblauer Himmel, gutes Frühstück, dazu das Geläut der Dorfkirche & ein netter Plausch mit der Bäuerin, der Chefin des Platzes - und dann gehts auch schon weiter. Wir fahren eine wunderschöne Strecke, alles ist ruhig und entspannt (klar, ist ja Sonntag und alles sehr ländlich). Dabei gewinne ich ganz nebenbei schöne Impressionen durch verschiedene Landesteile der französischen Republik. Angenehm!

Unsere heutige Etappe soll uns Richtung Clermont-Ferrand führen. Während der Tag mit dem Fahren so dahinplätschert, überlege ich, Ausschau nach einem "Camping Municipal" zu halten (von der Komune/Stadt verwalteter Campingplatz. Diese Plätze sind in der Regel einfach, sauber und ruhig. Genau das, was ich brauche. Vorteil zwei: keine unnötigiges Animationsgedöhns, Schwimmbecken etc., nur, weil man eine Nacht übernachten will (oder muss). Stattdessen werde ich auf einen Parkplatz direkt an einem Stausee aufmerksam (App und Zugangsdaten hat mir meine Frau gegeben - sehr lobenswert). Ich dachte, ich probiers mal aus.

Und siehe da: klasse! Der Parkplatz war wie beschrieben und man konnte sogar die von außen zugänglichen Duschen und Toiletten kostenfrei nutzen. Die örtliche von der Komune betriebene Gastronomie hat wohl die Saison schon beendet. Hätte ich eh nicht genutzt (beides habe ich mittlerweile in meinem MiniCamper dabei.)

Unsere 2. Übernachtung bei Bromont-Lamothe
Unsere 2. Übernachtung bei Bromont-Lamothe

Da es später Nachmittag ist, machen wir erstmal einen Spaziergang. Derweil geht Hundi öfter ins Wasser und hat seinen Spaß beim Frisbeespiel.
Ich entschließe mich, zum Abend nichts geringeres als schnöde Tortellini mit Pastasoße, um ein paar bescheidene Kräuter angereichert, zu essen. Einfach und auch mal gut. Dazu gibts einen sehr leckeren Rotwein.
Im weiteren Verlauf gesellen sich noch weitere Mobilisten zum Parken hinzu. Drei typische Camper à la VW Bulli, ein Renault Trafic und ein völlig unauffälliger Peugeot Pkw. Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass der nette (und sehr große) Mann tatsächlich dadrin übernachtet haben muss. Ich frag mich nur, wie er dass halbwegs akzeptabel geschafft hat. Er ist der einzige, der von den Außenduschen (Kaltwasser) Gebrauch gemacht hat -brrr.


Unsere Übernachtung

  • Parking Plan d'eau d'Anschald
  • Preis: 0 €
  • Eindruck: ruhiger Parkplatz mit vestellbarer Höhenlimitierung (2,1 m) an der Zufahrt. Man kann die hohe Autobahnbrücke sehen und ein leichtes Rauschen hören. Zur Nacht völlig ruhig und man lauscht der Vogelwelt. Möglichkeit, Toilette und Dusche kostenfrei zu nutzen. Ab September zwar tagsüber reichlich besucht, aber kein Verkauf mehr (Grill/Imbis/Café) 👍

Hier ein paar Bilder vom Tag.


Tag drei - Montag

13.09.2021

Wir durchqueren also die Auvergne, die Dordogne - unfassbar schöne Landschaften mit reichlicher Kultur, auch frühzeitlicher Menschheitsgeschichte mit Höhlenmalereien mit schlappen 36000 Jahren auf dem Buckel, und später nicht zuletzt durch die alten Römer, und sind am Fuß der (franz.) Pyrenäen. Wir habe vielleicht nur etwa neunzig kurvenreiche Kilometer und damit knappe zwei Stunden vor uns und wären vielleicht gegen 19 Uhr am Zielort im Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido. Aber ich sage mir: reisen und Obacht und Zeit mit und für den Hund ist wichtiger als alles in die Zeitpresse drücken.

Ich finde wieder auf Anhieb durch die App meiner besseren Hälfte einen zauberhaften Platz zum Übernachten in den französischen Pyrenäen direkt an einem Fluss. Der Platz ist so abgelegen, dass man sagen kann, das ist der Arsch der Welt. Ein schöner wie sich zeigt: Berge, Wiesen, Felder und der Fluß. Und Hundi und ich sind allein. So ruhig hatte ich bisher noch keinen Platz gefunden. Und es ist erst 17 Uhr. Klasse! Wir genießen es. Gute Nacht.


Unsere Übernachtung

  • Offizielle Parkmöglichkeit für Angler und Wanderer. Zwei Plätze direkt am Fluss la Neste bei 65250 Izaux an der D78
  • Preis: 0 €
  • Eindruck: natürlicher gehts nicht. Ruhiger wohl auch nicht. Sehr empfehlenswert 👍

An Orten wie diesen zeigt sich, wie segensreich die eigene Toilette doch ist. Ohne Probleme kann die vollständige Morgentoilette verrichtet werden einschließlich Dusche.
In unmittelbarer Umgebung aber sieht man viele "Reste" von Leuten, die diesen von der Gemeinde bereitgestellte einfache Park-und Übernachtungsmöglichkeit rücksichtslos zukoten. Einfach eklig wie schade. ☹️

Bilder vom Tag findest du hier.


Tag vier - Dienstag

14.09.2021

Gegen sieben möchte Hundi Beachtung finden. Normalerweise, also zuhause, etwas früher. Im Heckbereich des MiniCampers, was mit Zelt überdacht ist, wo er stets nächtigt, guckt er in freudiger Erwartung zu seinem Herrchen, natürlich durch leises Murren untermauert und großer Vorfreude auf ... ja, auf was denn?! Rausgehen kann er schließlich selbst und hat freie Auswahl. Nein! Er weckt mich, damit ich mit ihm gehe. So war es immer, so soll es wohl auch bleiben. Mir ist es recht. Ein Hund, der stiften geht, wenn man nicht guckt, wollte ich auch nie haben. Gute Erziehung macht sich in solchen Situationen eben dann doch positiv bemerkbar. Er bekommt selbstverständlich Begleitung durch den Chef persönlich. Aber dahinter steckt ein einfaches Kalkül: er will fressen. Nichts anderes als das. Na denn.

Mittagspause in den spanischen Pyrenäen
Mittagspause in den spanischen Pyrenäen

Dann Frühstück, Dusche mit meiner mobilen Dusche, die ich zuvor mit aus dem Fluss entnommenen etwa drei Liter Wasser fülle, mit Pumpe unter Druck setze und dann dusche. Natürlich zuvor fünf Minuten lang erhitzt im Kochtopf mit meinem Kocher. Herrlich! Wieder ein Beleg dafür, dass Camping "in freier Wildbahn" umweltfreundlicher kaum sein kann. Drei Liter warmes Wasser reicht für die solide Komplettdusche. Ich bin immer wieder fasziniert.

Auch der Toilettengang soll erwähnt werden. Ich habe -diese Reise ist gewissermaßen ein Test zu dem Thema- mir eine mobile Toilette unmittelbar vor der Reise zugelegt. Sie lässt sich prima in der Transportkiste verstauen und wird bei Bedarf kurz ins Heckzelt gehievt. Trotz aller Bedenken (Gerüche, Entsorgung, würg) war dies eine der besten Entscheidungen für unsere Art des Reisens. Zum einen bestätigen sich unangenehme Gerüche nicht. Und zweitens funktioniert es besser als gedacht. Es schwabbelt und wabert nämlich nix olfaktorisch im Raum herum. Alles ist sauber, geruchsneutral und gut ist. Dabei hatte ich verschiedene "Toilettenmodelle bzw. -techniken" ins Auge gefasst.

Nach langem Abwägen entschied ich mich für eine, man muss schon sagen, klassische Variante: eine Thetfort portaporti. Wie ich zu den Trocken- und Trenntoiletten stehe, werde ich in vielleicht mal einem anderen Beitrag näher behandeln. Ich hatte mich zuletzt auf dem Caravan-Salon damit näher befasst. Als ich sah, dass die Anbieter für das "preisgünstigste", sprich billigste Modell, 419 € (bis hin zu über 1000 € ! ) verlangen, konnte ich nicht mal mehr mit dem Kopf schütteln. Das billigste Modell besteht aus nichts mehr als drei Plastikeimern: einem großen, in dem zwei kleinere drin sind. So was als Frechheit zu bezeichnen, wäre noch geschmeichelt.

Nach dem Frühstück kam ein Angler, der sich seinem Hobby widmete. Das fand ich cool, weil der flache Fluss la Neste nur wenige tiefe Stellen, aber eine heftige Strömung hat. Drei Meter quer schwimmen brachte meinen Hund locker 10 Meter weiter flussabwärts ans andere Ufer. Wer weiß, ob der Angler was gefangen hat.
Ich packte derweil die Sachen zusammen und fuhren nur schlappe 6 Kilometer weiter, weil wir einen schönen Wanderweg entdeckten. Den nahmen wir, natürlich auch an la Netse, wo Hundi mehrmals im klaren Wasser nach dem Frisbee schwamm. Der Fluss begleitete uns noch eine ganze Weile. Die Grenze nach Spanien war eh nicht mehr weit und dort fuhren wir ebenfalls eine geraume Zeit an einem Fluss entlang. Den Flussnamen habe ich mir leider nicht gemerkt.

Unser Quartier für die Nacht. Schöner als es den Anschein hat.
Unser Quartier für die Nacht. Schöner als es den Anschein hat.

Erstaunlich fand ich, dass, je weiter und höher wir in die Pyrenäen fuhren, es wärmer wurde. Schließlich 31°. Oh man! Dann wurde es bewölkter, blieb aber sehr warm. Irgendwann setzte Regen ein und hinter dem langen, langen Tunnel, wo die spanische Grenze war, zeigte das Thermometer 13°. Oh ha! Nachdem wir wieder passabwärts fuhren, wurden es zumindest nette 21°. Dafür, dass die ganze Woche Dauerregen angesagt ist -und es nicht dauerregnet- ist es also ok. Nach einigen Gedanken unseres kommenden Domizils entscheide ich mich, nicht einen Campingplatz anzufahren. Stattdessen wähle einen Platz in etwa 1100 Meter Höhe, der mir von der Äpp empfohlen wurde. Zuvor bin ich zwei Empfehlungen gefolgt, die mir nicht zusagten, weil ungemütlich, nah an der Straße und nicht gut zum Verweilen. Hier aber, auch am Arsch der Welt, wo sich Fuchs, Hase und sonst wer gute Nacht sagen, sind wir fündig geworden. Wir bleiben, es ist nachmittags und wir machen eine kleine Wanderung. Kein Kraxeln, sondern einfach der kleinen Straße entlang, wo mir in den zwei Stunden ganze zwei Autos entgegenkommen. Schön ruhig.


Unsere Übernachtung

  • Hfo-135aa, 22364 Tella-Sin, Huesca, Spanien
  • Preis: 0 €
  • Eindruck: Parken im Nationalpark. Wird toleriert. Liegt in einer Außenkurve. Trotzdem abgelegen; man kann aber von den Vorbeifahrenden gesehen werden. Für eine Nacht empfehlenswert 👍

Tag fünf - Mittwoch

15.09.2021

Es war eine irre Nacht! Ein Gewitter, wie ich es meinen Lebtag noch nicht erlebt habe. Von 1 Uhr bis nach 3 Uhr volle Kanne Regen und unglaubliche Donnerketten. Diese erfolgten wie eine Kettensprengung von Bergmassiven. Diese Art Donner und Gewitter war faszinierend. Hundi musste ich reinholen und improvisieren, weil er zu groß ist für den Fußbereich im geschlossenen Fahrzeugheck bei Schlafmodus des MiniCampers. Aber es ging. Und ich habe gelernt, auch mal komplett geschlossen irgendwo mit Hund zu übernachten und bin nicht zwingend auf den Überwurf (Heckzelt) angewiesen. Ist nur halt komfortabler.
Und ich bin froh, meiner Erfahrung und Obacht gefolgt zu sein, was Art und Beschaffenheit des Bodens betrifft (felsiger Grund mit Erde und Gesteinsschotter). Hätte ich einen anderen von zwei weiteren Stellmöglichkeiten gewählt, hätte ich wegen des Starkregens ernste Probleme bekommen (Erde, Grass, steile Zufahrt). Mir waren an den Flüssen unten in den Tälern schon die permanenten Warnschilder aufgefallen, wo man mit dem Auto recht nahe an die Ufer fahren kann (und darf). Leider gibt es immer wieder Deppen, die das nicht ernst nehmen. Ich wäre ja beinahe selbst so ein Depp gewesen. Aber eben nur beinahe.

Schließlich benötige ich den ganzen Vormittag bis zur Weiterfahrt, da ich viel Schlamm wegewaschen musste, hab mir aber auch Zeit gelassen. Ich fahre nur weniger Kilometer, vielleicht zwanzig, und parke im Ort Laspuña. Von dort machen wir unsere erste schöne wie schweißtreibende kleine Wanderung und picknicken im Wasser. Ja im Wasser, denn die Kühlung tut vor allem Hundi gut, der tatsächlich lange im Wasser liegt und sitzt. Nach unserer Rückkehr, es waren acht Kilometer mit Gekraxel, leisten wir uns Wasser und eisgekühlte Cola im Ort auf der Terrasse einer Bar. Hmm. Was kann Cola gut schmecken!

In der Nachmittagssonne scheint das Dorf wie ausgestorben. Alles ruhig. Auch die Bar wirkte verlassen, hat aber geöffnet. Ich sitze als Einziger am roten Plastiktisch, der Hund liegt zufrieden dösend zu meinen Füßen. Plötzlich höre ich ein lautes Fauchen und ein kräftiges Bellen. Dann schnelles Laufgeräusch auf Pfoten. Dann sehe ich eine Katze mit vollem Tempo in die nächste Straße in einen Hof flüchten, gejagt von einem großen, fast schwarzen Schäferhund. Dieser verweilt noch eine Weile vor dem großen Holztor und zieht dann wieder langsam unverrichteter Dinge ab. Er bemerkt uns später, zögert etwas, als überlegte er, herzukommen, zieht dann aber doch ganz ab.
Diese Szene, denke ich, hätte als einzige Aktivität in der Siestazeit, sonst alles komplett still, in einem Film spielen können.

Camping mit Solarkraft
Camping mit Solarkraft

Nach der erfrischenden Pause mache ich mich wieder auf. Nur einen Kilometer weiter finde ich einen Parkplatz direkt am Fluss. Diesen befinde ich für gut. Aber ich entscheide mich, einen empfohlenen Campingplatz anzusteuern, sieben Kilometer weiter. Auf diesem nun entstehen gerade dies Zeilen und ich bin froh, hierher gekommen zu sein. Er ist einfach schön und alles ist sehr angenehm. Wenig Leute und die, die da sind, sind entspannt wie unsereins. Vor allem die Familie, die diesen betreibt, hält alles auf sympathische Art akurat und gepflegt. Ich entscheide, drei Nächte hier zu bleiben und zwei volle Wandertage in die unmittelbare Umgebung zu unternehmen.


Schöne Bilder von heute findest du hier.


Tag sechs - Donnerstag

16.09.2021

Die Sonne lacht. Wie gewohnt, scheucht mich mein Hund aus den so gemütlichen Federn, die ich noch so gern genossen hätte.Der Spaziergang ist flott erledigt, Hundi versorgt und ich gebe mich einem reichlichen Frühstück hin und bereite ein Picknickpäckchen vor.

Dann erkundige ich mich nach Wanderpfade in der unmittelbaren Umgebung und erhalte einen prima Tipp. Gesagt, getan.

Wir sind unterwegs. Zwar auch erst gegen mittag, aber nette Gespräche mit einem Berliner, der mit seinem uralten Post-Bulli (mit H-Kennzeichen) auch hier verweilt, lassen die Zeit einfach verfliegen.

Was die Wanderung betrifft, mach ich es kurz:
Ich schwitze mich komplett nass. Oben auf dem Berg einer schönen Rundwanderung angekommen, machen wir Pause. Ziemlich erledigt. Linker Hand eine mega schwarze Wolkenwand, die über den höheren Bergen liegt, Donner ist schon geraume Zeit zu hören. Es ist etwa 14 Uhr. Wir beenden die zu kurze Pause und gehen sehr steil am Wasser(fall)flusslauf bergab. Aber immerhin sicher in der Richtung. Dann setzt Regen ein. Habe natürlich nix von Regenschutz mit. Die Wetter-Äpp, was für ein Scheiß(!), zeigt gegen mittag leichte Regenwahrscheinlichkeit an. Mehr nicht. Keine Rede von Gewitter. (Klima-Experten gibt es zuhauf, aber konkretes Wetter für zwei bescheidene Tage voraussagen kann offenbar niemand. Die können mich mal, denke ich. - Das brennt sich immer mehr bei mir ein.)

Wir kommen nach steilen elf Kilometern bergauf und bergab zum Campingplatz zurück. Hundi kriegt Knochen, Herrchen geht zum Supermercado und bekommt klasse kaltes Mineralwasser, nicht kaltes Bier für den Abend (hab ja einen Kühlschrank 🙂) und Marmorkuchen. Dann zurück zum MiniCamper, nasse Klamotten runter, Handtuch geschnappt und unter die Dusche. Dann Kaffee & Marmorkuchen (wie lecker ist das denn(?!) und diese Zeilen für euch, liebe Leute, in die Tasten gehauen. Zwischendurch hat Hundi sein großes Abendfressen bekommen und unsereins ein, nein, zwei herrliche SanMiguel. Schmeckt super! Prost. Auf morgen.


Ein paar Bilder von heute.


Tag sieben - Cañion de Añisclo

17.09.2021

Am heutigen Freitag steht der Cañion de Añisclo auf dem Programm. Mein letzter Tag in den herausfordernden Pyrenäen. Die Sonne lacht und es soll ein Sonne-Wolkenmix geben. Insgesamt stabil. Wirklich jetzt.

Auf dem gleichnamigen Campingplatz Camping de Añisclo sind nur wenige Leute. Mir gegenüber steht ein gelber ehemaliger Postbulli mit weißem Hochdach. Der Eigner und ich sind diese Tage schon ins nette Plaudern gekommen und haben uns auch über Wanderungen unterhalten.
Gerade gestern hatte der Berliner die Tour gemacht, die er mir heute wärmstens empfiehlt. Er allerdings hatte - wie ich - das Überraschungsmoment 'schlechtes nicht vorhergesagtes Wetter' gehabt und geriet mitten auf der Tour in Schwierigkeiten, da einige steile Passagen zu machen waren. Der Gewitterregen sorgte für gefährlich rutschige Steine und Felsvorsprünge.

Angesichts der heute stabilen Wetterlage mache ich mich also auf. Dazu muss ich meinen MiniCamper benutzen, da etwa 18 Kilometer Serpentinen zurückzulegen sind. Also einiges wegpacken, Sonnen- und Sichtschutz runter von den Fenstern und los.

Die Anfahrt ist sagenhaft kurvig. Ein Eldorado für Mopedenthusiasten. Ein Parkplatz ist schnell gefunden, Hund, Rucksack und Wanderstock geschnappt und losgestiefelt.

Nach einem guten Kilometer kurvigen Bergabgehens geht's, oh wunder, wieder bergauf. Der Pfad ist steinig und gut zu gehen. Ich komme in ein verlassen wirkendes Dorf mit wenigen Häusern und staune nicht schlecht, als ich sehe, dass dort oben Menschen leben. Es wirkt alles ursprünglich; karg wäre die falsche Wortwahl. Ich sehe ein Allrad-Jeep und zwei alte Leute draußen. Sie grüßen ein freundliches !hola, buen dia. Mal eben zum Bäcker oder zum Zahnarzt, denke ich, ist mal nicht so spontan gemacht.

Absolut ruhig. Im weiteren Verlauf wander ich so vor mich hin und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Plötzlich taucht eine große Wandertruppe von vielleicht 15 Leuten vor mir auf. Natürlich an einer engen Passage: links Wand, rechts steil nach unten abfallend. Hundi geht langsam, aber cool weiter. Die ganze Truppe, zwischen 40 und siebzig, schätze ich die meisten, bilden ratfatz eine schlanke Linie, an der wir problemlos vorbeiziehen. Alle grüßen freundlich. Ich bin erstaunt, wie selbstverständlich auch die älteren unter ihnen diese als mittelschwer eingestufte Tour so ohne weiteres bewältigen.

An einer Weggabelung gehe nach links, meiner inneren Logik folgend, was sich als falsch herausstellen soll. Das ist nicht weiter schlimm, da ich dies schnell bemerke. Aber bevor ich umdrehe, gibt es erstmal eine Pause in der Sonne. Mir ist zwar warm, aber bin die letzten zwei Kilometer im feuchten Schatten gegangen. Da, wo offenbar nie die Sonnenstrahlen hinkommen. Es gibt cooles Pumpernickel mit Käse und Schinken, dazu eisgekühltes Mineralwasser aus den Bergen herrlich(!) und zum Abschluss eine große frische Mango.

Sieht nicht tief aus, ist es aber
Sieht nicht tief aus, ist es aber

Dann weiter, dabei die Wegrichtung korrigiert. Zwischendurch erblicke ich immer wieder tief unten den Fluss mit bizarren Wasserfalleskapaden. Das Wasser kann ganz schön viel Lärm machen. Selbst nach hier oben reicht das Getöse.
Im weiteren Verlauf komme ich schließlich auch unten am Wasser an. An einigen Stellen gibt es einen Zugang. Hundi geht wie selbstverständlich hinein und schwimmt ne Runde. Den Ball, den er mitgenommen und die ganze Zeit geschleppt hat, will er ins Wasser geworfen bekommen, damit er konkretere Gründe hat, sich in die Fluten zu begeben. Eine seit langem angeeignete Gewohnheit, woran er immer wieder Freude findet.

Im weiteren Verlauf, ich bin übrigens komplett nassgeschwitzt, suche ich zwei weitere Mal den richtigen Wegverlauf, was mir dank der Äpp, die ich kurzentschlossen als "Guide" nutze, irgendwann auch gelingt. Ich benutze komod. Aber das dauert alles seine Zeit. Die Ausschilderung ist eine Sache, spezielle steile Passagen, die ich leider nehmen muss, sind nur schwach zu erkennen. Zum einen, weil sie nicht von jedermann genutzt und ausgetrampelt werden, zum anderen, weil diese eben nichtausgeschildert sind.
Letztendlich überwinde ich mich eben dazu, die ziemlich senkrecht anmutenden "Wege" zwischen Gestrüpp und Bäumen hochzukraxelen und merke, wie das alles reichlich an meinen Kräften zerrt. Hundi zischt wie selbstverständlich einfach so an mir vorbei. Phasenweise kommt auch mal ein Anflug von Panik auf, weil es schon nach 18 Uhr ist und ich noch einiges zurückzulegen habe. Wehe, wenn ich mich trotz Äpp verlaufe!
Der Gipfel war, als ich tief unten am Fluss war: ich sollte diesen durchwaten. Ich musste ihn überqueren. Es gab keine Brücke. Was für ein Sch....!
Eine schwache Beruhigung war ein Wanderer, dem ich zweimal auf meiner Tour heute schon begegnet bin und er diese Flussüberquerung bereits hinter sich gebracht hat und gerade dabei war, sich seine Wanderschuhe wieder anzuziehen. Er deutete mir an, hier oder da die halbwegs geeignete Stelle zu wählen. Selbst, wenn wir uns sprachlich hätten verständigen können: es ging nicht. Das Getöse, was das fließende Wasser macht, hat alles überdröhnt.
Also fasste ich meinen Mut zusammen, zog die Schuhe aus, stopfte die Wandersocken rein, band die Schuhe miteinander zusammen, schulterte diese mit meinem Rucksack und los. Es ging. Hundi ging hinter mir, überholte mich und wartete am anderen Ende auf einem großen Findling ungeduldig. Das war schon ein Augenblick der Rührung, als er mir Hilfestellung leisten wollte, indem er vorsichtig meinen Unterarm in sein Maul umklammerte, um mich "zu sichern" oder zu sich zu ziehen.

Nachdem diese Schikane auch erfolgreich überwunden ist und ich erheblich erleichtert, müssen wir wieder hoch. Ziemlich weit. Ständig sagt mir die Äpp: Bitte umdrehen. Jetzt umdrehen". Ich setze mich über diese saublöde Wegführung hinweg und setze wieder voll auf meinen natürlichen Orientierungssinn. Und siehe da: geschafft! Wir erreichen die Landstraße, wo ich geparkt habe. Schlappe 400 Meter und wir sind völlig erledigt und ich immer noch komplett nass. An Ort und Stelle verpasse ich mir eine Katzenwäsche (MiniCamper sei Dank), ein frisches Hemd, dem Hund und mir gutes Wasser und (mir) eine kalte Cola. Wie gut so was doch manchmal sein kann!

Beschaulich und in wundervoller Lage. Mein Campingplatz
Beschaulich und in wundervoller Lage. Mein Campingplatz

Wieder zurück auf dem Campingplatz, gibt's die erfrischende Dusche, kühles San Miguel, Fressen für den Hund und ein leckeres spanisches Essen in der spanischen Bar. Mein einziger Restaurantbesuch auf dieser Tour bisher.
Beim letzten Bier plaudern der Berliner und ich über unsere Tageserlebnisse. Frank, der Berliner, hat übrigens die Tour gemacht, die ich gestern gemacht hatte.


Bilder vom letzten Tag dieser schönen Tour hier.


Wochenende & Ausklang

23.09.2021

Für Sonnabend, mein Abreisetag aus den Pyrenäen, wird Dauerregen angesagt. Sollte mir also vom Wetter her nicht viel ausmachen. Trotzdem schade, aus dieser gewaltig schönen Region wieder wegzufahren. Aber so war ja der Plan, da zeitmäßig nicht viel mehr drinliegt.

Mein Entschluss, wieder hier herzukommen, steht fest! Somit fällt auch der Abschied leichter. Während des Frühstücks höre ich schon Gewittergrollen im Anmarsch. Tröpfchenweise meldet sich der erste Regen. Ich spute mich mit dem Zusammenräumen bzw. der richtigen Reihenfolge des Zusammenpackens. Also alles auf Wohnmodus klappen. Wenn das geschafft ist, wäre der einsetzende Regen dann nicht mehr so schlimm, weil ich dann alles zusammenpacken kann, ohne das Fahrzeug verlassen zu müssen.

Ich habe tatsächlich zweimal je etwa fünfzehn Minuten "Regenpause". Alles geht schnell, ist aber doch immer wieder mit viel Packerei verbunden. Zuletzt das Wasser vom Heckzelt ausgeschüttelt und weggepackt, vom Berliner noch verabschiedet und dann zur Rezeption, ein sehr freundliches Gespräch mit der Chefin geführt, die gerne auf meine Fragen geantwortet hat und über die Region und das Wetter und die Leute, die hierher kommen, geplaudert. Alles in gutem französisch. Mein spanisch ist leider eine Katastrophe. Französisch bei den Spaniern in Grenznähe, habe ich mir sagen lassen, sei häufig anzutreffen. Kann ich nur bestätigen.

Ich zahle und nehme noch einen Kaffee in meinem Alu-Stahlbecher aus der Bar mit und versichere, wiederzukommen mit meiner Frau und über diesen Platz besonders lobend in meiner Welt bekannt zu machen. Sicher nicht notwendig, aber der Platz ist wirklich astrein! Anlage, Instandhaltung und das familiär-freundliche Ambiente sind wirklich eine Wohltat.


Unsere Übernachtung

  • CAMPING VALLE DE AÑISCLO, Fax: 974.50.52.14, Teléfono: 974.50.50.96, 22363 Puyarruego - Escalona (Huesca)
  • >     Preis: 36,60 € f. drei Übernachtungen, (Strom hätte 4,50€/Nacht gekostet)
  • Eindruck: ruhiger familiengeführter Campingplatz, großzügige schattige und sonnige Stellplätze, saubere, gepflegte sanitäre Anlage, Bar, Restaurant, Supermarkt (im September noch reichhaltig bestückt). Man bekommt wirklich alles - und das zu fairen (niedrigen) Preisen. Wohlfühlplatz und optimale Lage als Basis für viele Touren zu Fuß, Rad, Motorrad ... 👍👍👍

Somit rolle ich nun mit Hund im MiniCamper Richtung Frankreich. Es regnet übrigens aus vollen Kübeln und ich kann nur langsam fahren. Unterwegs halte ich zum Tanken und nutze einen Besuch im Supermerdao, obwohl ich eigentlich nichts brauche. Finden tue ich natürlich dennoch einiges.

Mein Plan sieht vor, heute die Wegstrecke Richtung Provence ohne Autobahn zu nehmen und zur Nacht wieder an einem schönen Platz zu parken. Aber es bleibt auch hinter der Grenze verregnet. Es wird zwar weniger, aber das ist mir dann doch zu eierrich. Also entschließe ich mich, kurz vor Toulouse die Autobahn zu nehmen. Iregndwann regnet es nicht mehr, bleibt aber bewölkt. Erst etliche Kilometer später, bei Béziérs, luckt die Sonne hervor und wir haben am frühen Abend 26°.

Wir haben heute bisher zwei gute Pausen gemacht und wir rollen gut voran. Mein Plan, nochmal unterwegs zu parken, gebe ich auf, und fahre zum Freund in die Provence, wo ich gegen 21 Uhr eintreffe. Das hat seinen Preis. Ich bin heute genau 700 Kilometer gefahren.

Sonntag entlade ich meinen MiniCamper und räume erstmal gründlich auf, hänge das Heckzelt zum Trocknen auf, nachdem ich den Dreck gründlich abgespült habe.

Abends besprechen wir bei leckerem Abendbrot, Wein & Bier unsere Wanderung auf den Mont Ventoux, die wir schon lange haben machen wollen.


Los geht's. Wir haben Sonne und angenehme Temperaturen. Wir müssen eine gute Stunde mit dem Auto fahren. Beide sind wir zwar motiviert, aber auch schlapp. Der eine von der vielen Arbeit, der andere von den Wanderungen die Tage zuvor und die letzte lange Autofahrt.

Wir kommen schließlich an den Fuß des Mont Ventoux, der eine Höhe von 1909 Meter hat. Wir entschließen uns, die Tour heute doch nicht zu machen: zu viele sehr dunkle Wolken und grausige Kälte. Und den Berg können wir vor lauter Wolken gar nicht erst sehen! Nö, darauf haben wir einfach keinen Bock. Heute sind wir Schönwetter-Wanderer. Den Hunden wär's egal. Aber ihren Herrchen nicht.

Wir fahren nur wenige Kilometer weiter und halten bei St. Christol und finden auch gleich einen ausgeschilderten Wanderweg. Wir gehen zum eisernen Kreuz, einer Kapelle aus dem 17. Jahrhundert bei Lagarde-d'Apt. Trotz Sonne bläst ein deutlicher Wind. Klar, wir sind da ja schon 900 Meter hoch. Wir kommen an einem Bauernhof vorbei und an Lavendelfeldern, die natürlich längst abgeerntet sind. Auf dem Gelände des Hofs sehen wir auch einige ausrangierte Autos (Fiat, Renault, Peugeot), die nach unserer Schätzung aus den achtziger Jahren stammen müssten. Weitere uralte kleine verrostete Pflüge und tausende leerer Plastikflaschen, ehemals Wasserflaschen. Wir haben kein Foto gemacht (wozu auch?!), denken uns nur, dass offenbar auch heute noch so eine Müllanhäufung möglich ist. Man muss nur abgeschieden genug wohnen.

Echt alt (so um 1657)
Echt alt (so um 1657)

Schließlich erreichen wir die Kapelle in Lagarde-d'Apt oben auf dem windigen Berg und picknicken erstmal ausgiebig am Fuß des eisernen Kreuzes. Der eine Hund rollt sich derweil ins hohe Gras und ratzt eine Runde, während der andere schaut, ob beim Picknicken nicht irgendwas "runterfällt". Dabei sind wir froh, etwas Sonne abzubekommen. Immerhin sind wir hier in 900 Meter Höhe und es bläst ein frischer Wind. Ohne frühherbstliche Sonne wäre das schon was anderes.

Auf dem Rückweg nach der neun Kilometer-Wanderung kehren wir auf der Rückfahrt in Banon in einem Cafè ein. Danach kaufe ich noch für die anstehende Heimreise Weichkäse, der in Eichenblättern eingelegt und gereift ist. Ein Muss, wenn man in Banon ist. Der Ort ist bekannt für seine (Käse)Spezialitäten und dieser Käse mit frischem Baguette und dazu passendem Rotwein nicht nur für Franzosen ein Gedicht.


Wir haben abends eine schöne plauderreiche Zeit, genießen unter anderem den leckeren Käse mit Rotwein aus gutem Hause. Für Dienstag plane ich mit Hund eine Wanderung am Gorges du Verdon, während die Freunde mit Arbeit Vorlieb nehmen müssen.

Der Gorges du Verdon ist einen eigenen Bericht wert, unbedingt empfehlenswert für eine, besser zwei ausgedehnte Tagestouren zu Fuß. Man kann dort in atemberaubenden Schluchten wandern und sich am Flussbett am kalten klaren Wasser aufhalten. In Sommermonaten eine gute Idee. Viele Touris nutzen die D952 bei Moustiers mit Motorrädern oder per Auto, die oberhalb des Verdon entlangführt und bestaunen die wunderschönen Aussichten. Der Gebirgsfluss mündet in dem Anfang der 1970er Jahre angelegten Stausee Sainte Croix, Dazu wurde das gleichnamige Dorf geflutet. Seitdem dient der Lac de Sainte Croix vielen Freizeitkapitänen, Tauchern & Co als Freizeitrefugium - und natürlich als Wasserreservoir der Region.

Ich für meinen Teil lege die etwa 70 Kilometer dahin mit Auto zurück und gehe eine mir völlig neue Strecke, die sowas von abgeschieden ist, dass ich mich schon gar nicht wundere, diese bisher noch nicht entdeckt zu haben. Selbst da oben habe ich einen Campingplatz entdeckt, der für kleines Geld absolute Ruhe in weiter Abgeschiedenheit bietet.

Meine Abreisevorbereitungen habe ich bereits am Vormittag getroffen, weil ich Mittwoch wieder nach Hause darf zum Arbeiten. Also starte ich um die Mittagszeit durch und bin mir bewusst, dass es eine kurze ruhige Tour wird mit wenigen Kilometern, eher einem Spaziergang gleich; aber reichlich weit oben in den Bergen.

Also sammle ich in der vergleichsweise kargen, aber schönen Landschaft bei herrlicher Höhenluft abschließende Impressionen und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Hier gibt es ein Feriencamp mit Ponys in der Nähe des kleinen Campingplatzes. Eher ein kleiner Hof mit einigen Tieren. Ich begegne mal einem Wanderer, mal einem deutschen Pärchen, die je ein Kleinkind in Tüchern vor der Brust tragen und auf dem Rücken einen Rucksack. Hut ab, denke ich. Das finde ich eine Herausforderung.

Auf meinem Rückweg zum Auto kommt hinter mir ein Pickup mit überschwappendem Wasser aus großen eckigen Regentonnen, die er geladen hat und fährt den holprigen Weg zu einer Wiese mit Ponys. Vermutlich brauchen die Wasser, weil nicht überall ein Brunnen aus dem Boden gezaubert werden kann.

Es geht zurück, freue mich auf einen weiteren netten Abend bei Freunden und mein innerer Kompass stellt sich auf den zunehmenden Alltagstrott ein angesichts meiner bevorstehenden Rückreise.
Bilder der letzten Tage meines mehrtägigen Ausflugs hier.


Fazit

In der Kürze der Zeit habe ich 2.837 Kilometer zurückgelegt und dabei 170 Liter Diesel verbraucht. In €uro macht das etwa 228 € bei einem Verbrauch von etwa sechs Liter auf hundert Kilometer und einem Literpreis von ca. 1,32 €. Hinzu kommen 132,80 € an Autobahngebühren. Hätte ich ein Auto oder Camper mit über zwei Meter Fahrzeughöhe, wären die Autobahngebühren noch mal 50% höher; also 199,20 € .
Das vorweg als harte Fakten. Das macht deutlich, dass Spontantripps, so schön und exotisch sie sein mögen, ihren Preis haben. Diese Kosten wären auch gleich hoch, wenn ich eine oder zwei Wochen mehr Zeit dort verbracht hätte; abgesehen natürlich von Übernachtungen auf Campingplätzen.

Davon abgesehen kam mir die Wegstrecke gar nicht so weit vor. Ich habe viele Eindrücke durch diese Schnuppertour bekommen (endlich mal wieder Spanien), nette Leute kennengelernt und dass die Spanier immer noch so entspannt rüberkommen, wie ich dies aus früheren Reisen in Erinnerung habe.

Meine ursprüngliche Idee, täglich einen kleinen Campingplatz anzufahren, hatte ich schnell verworfen, weil ich das Parken über Nacht spontan einfach ausprobieren wollte. Und siehe da - es hat gut geklappt. Besser sogar, als ich es mir vorstellte. Die Erfahrung, mobile Dusche und Toilette dabei zu haben und unkompliziert und diskret nutzen zu können, hat mich auch beeindruckt. Man ist ja schon längst so was von verwohlständigt, dass dies nun für mich eine neue echte Lernerfahrung ist.

Andererseits bin ich froh, dem Tipp der Äpp gefolgt zu sein, wo der oben genannte Campingplatz sehr empfohlen wurde. Ein Wohlfühlplatz ohne Animation und Trubel, wo man sich gerne aufhält und auch gerne in die Bar geht zum Essen, Trinken, Verweilen.

Durch mein Solarmodul war ich tatsächlich die gesamte Zeit meiner Reise von Landstrom unabhängig. Zwar benötigte ich die meiste Zeit das Teil nicht, weil ich jeden Tag gefahren war. Somit lud sich meine Powerstation, die ohnehin nie sehr leer wurde, stets wieder auf. Auf dem Campingplatz konnte ich das Solarmodul mangels Sonne wegen Regen nur bedingt nutzen. Lediglich an einem Tag. Da die Powerstation meine Kühlbox gut vier Tage versorgt, bevor ihr der Saft zu Neige geht, stellte auch das kein Problem dar. Landstrom hätte mich pro Tag 4,50 € gekostet. Das war also nicht nötig. Immerhin vermittelt diese Erfahrung, etwas "eingespart" zu haben. (Ich weiß, ein wirklicher Amortisationseffekt stellt sich bei entsprechend langjähriger Nutzung und bei vielen Reisen ein ...) Aber ganz schön halt. Unabhängigkeit steht damit ja auch im Vordergrund. Und die war so gegeben.

Spanien - ich komme wieder.


Munter bleiben
Brehjean - Das bessere Tagebuch