Ein Bischofberger

28.03.2023

Spätnachmittag. Noch schnell ein kleiner Einkauf bei meinem Stamm-Supermarkt und dann nach Hause. Auf dem Parkplatz angekommen, sah ich ihn. Er, der mir schon mal vor einigen Monaten aufgefallen war, geparkt in einer Nebenstraße.

Nun stand er da auf dem Parkplatz von Rewe. Die Hecktür geöffnet und ein Mann schleppte offenbar seinen Einkauf in die gute alte Campingstube auf Rädern. Schüchtern, wie es nun einmal nicht meine Art ist, wenn ich neugierig werde, ging ich hin und klopfte an und sprach den beschäftigten Mann an. Sogleich entspann sich ein hochspannendes Gespräch zwischen uns.

Er, Japaner, habe eben gerade den Camper gekauft und strahlte von einem Ohr zum anderen. Vor mir stand ein etwa zwei Köpfe kleinerer Mann, der wohl heute der glücklichste Japaner auf der ganzen Welt zu sein schien. Wir fachsimpelten auf englisch und deutsch, wobei sich seine Deutschkenntnisse als eindeutig besser herausstellten.
Er habe schon seit Jahren genau diesen Typ Pkw mit Bischofberger Aufbau gesucht. Weltweit. Und nun habe er diesen eben gerade gekauft, wie er nicht müde wurde, wiederholt zu betonen und zeigte dabei einen Stapel Papiere. Original Prospekt von damals, Zollpapiere usw.. Immerhin handelt es sich um einen VW Golf I bzw. Caddy der ersten Generation (´83 - ´92), um genau zu sein, Baujahr 1983 mit 190.000 Km Laufleistung und niedlichen 54 PS. Ein Diesel aus der guten alten Zeit also, als die Diesel, vor 40 Jahren, noch nicht abgasgereinigt durch Katalysator, steuerlich begünstigt wurden - und die modernen Diesel von heute, extrem abgasbereinigt, verteufelt werden. (Was für eine hysterische wie beknackte Zeit heute!).

Der Japaner hat im November eine Mail bekommen und damit dieses Angebot, im Breisgau eins von insgesamt nur 14 produzierten Fahrzeugen dieses Typs zu kaufen. (Es gibt auch weitere gleiche Aufbauten von Bischofberger von/für Audi, aber für den Golf besagte begrenzte Zahl). Er wird seinen stolzen Neuerwerb in den kommenden Tagen verschiffen und in Japan wieder in Empfang nehmen. Dort wird er den Dieselmotor gegen einen Benziner austauschen, da in seiner Stadt Dieselfahrzeuge verboten sind. In anderen Städten Japans sei es nicht verboten, sagte er. Schade eigentlich, da der alte VW-Diesel nahezu unverwüstlich ist im Vergleich zu den wesentlich empfindlicheren neumodernen TDI‘s.

So ganz unverhofft habe ich heute Nachmittag gelernt, dass es in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Firma Bischofberger im schwäbischen Backnang gab, die in Kleinserie Audis, Caddy's der ersten Serie zu mobilen MiniCampern (aus)baute mit einem erstaunlichen Platzangebot. So ein Fahrzeug würde sogar für mich heute eindeutig in Frage kommen, wenn diese Kategorie wieder einen Weg in den Markt finden würde.
Und ich durfte einen überglücklichen sehr sympathischen Japaner kennenlernen, der enorm technik- und campingbegeistert einen 40 Jahre alten Caddy I Camper nach Japan exportiert, weil er genau diesen Typ Camper in seinem Alltag nutzen will.
Eine schöne Begegnung heute!

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