Die weiteren Tage am Teufelsmoor

11.06.2020

Frühstück draußen "im Garten". Zum späten Vormittag wurde es ungemütlich. Dann ordentliche Schauer und immer mal wieder Regen und Wind. War es gestern noch schwül heiß, ist davon nun nichts mehr geblieben. Wir bleiben heute am Platz. Lesen, Essen kochen (natürliche einfache Kost: Pasta mit selbstgemachter Tomatensoße und Thunfisch. Passabel. Anschließend lesen und kleine Siesta. Währenddessen findet sich hier und da ein kleines Rinnsal von Wasseransammlungen im Heckzelt. Nicht so gut. Ich räume nur wenig um, mehr ist da nicht zu machen und es hält sich trotz Regen und Wind in Grenzen. Dabei stelle ich fest, dass es mit "Universal"größen von Anbauzelten genau dann nicht so toll ist: alles passt "im Großen und Ganzen", aber nichts im Detail, wenns drauf ankommt. Also sitze ich nach der Siesta bei Kaffee und (sehr leckerem) typisch norddeutschem Butterkuchen im Heck meiner Wohnanlage und überlege, was es zu verbessern gibt; am besten diese Tage noch. Heraus kommen Magneten, mit Hilfe derer ich punktuell am Fahrzeugheck den Zeltstoff an dessen Rand am Fahrzeug fixiere. Sollte klappen. Desweiteren zwei Klammern bzw. Federzwingen oder Klemmzwingen. Mit denen könnte ich den Zeltstoff an der Dachreling festklemmen. Denn durch den nur mäßigen Wind rutscht die "nicht so passgenaue" Anflanschung des "Universalheckzelts" immer wieder Richtung Heckklappe. Nicht weiter schlimm, denn dort dringt trotz allem kein Wasser ein. Aber nachts läßt es sich besser schlafen, wenn eine solche Schwachstelle simpel, aber effektiv behoben ist. Und wehe, wenn es stärker windet und regnet.

Regen satt mit Schutz unter Bäumen
Regen satt mit Schutz unter Bäumen

Über all solchen Gedanken drängt sich wieder Vogelgezwitscher ans Ohr; ein untrügliches Zeichen, dass sich das Wetter beruhigt haben muss. Und siehe da: leicht aufgehellter Himmel, kein Regen und sowieso Zeit für einen Nachmittagsspaziergang mit dem Hund. Die Stimmung nach solch einem stundenlangen Regen in dieser ländlichen Region lädt ein, weiter als nur zwei, drei Kilometer zu gehen. Derer wurden es achteinhalb Kilometer. eine Wohltat für Hund und unser Gemüt! Wir kamen zwar wieder in einen Regenschauer, aber für den stellten wir uns in die Büsche und unter Bäume mit ihren schützenden Kronen. Immer wieder faszinierend, denke ich, was solch Blattwerk an Schutz vor selbst starken Windböen und Regenschauern bietet. Nicht wirklich naß geworden, sind wir dann gut gelaunt heimgekehrt an den Hexenberg (kein Scherz, so der althergebrachte Name unserer Lokalität) und es gab Fressen und Hund und Abendbrot für Herrchen. Dann ein Kaltgetränk & Lesestunde. Und das war dann schon wieder ein weiterer Tag unserer Kurzweil hier im Norden.


Siebter Tag

Gegen 8:30 Frühstück in der Sonne. Herrlich. Und Hundi sucht sich einen extra sonnigen Platz, was er wohl zu schätzen weiß. Immerhin hat er die kalte und windig-verregnete Nacht wieder tapfer quasi draußen verbracht. Im Heckzelte zwar, aber weil es sich ja um ein "Universalzelt" handelt (für "alle Vans"), passt vieles bestenfalls nur ungefähr. Will heißen, an den Seiten zum Übergang an das Fahrzeug pfiff der Wind reichlich durch.Erst am Nachmittag zog sich der Himmel zu einer konstanten Wolkenmasse zusammen, wo nur noch Wind und Schauer angesagt waren. Ich entschied mich bereits beim Frühstück, meine Ausrüstung aufzustocken, vielmehr punktuell nachzubessern. Insbesondere wollte ich starke Haftmagneten und zwei spezielle Federklemmen für die Dachreling bekommen, um dort den Übergang vom Zelt zum Fahrzeug vernünftig wetterfest fixieren zu können. Die Haftmagneten sind für die Seitenfixierung des Zelts am Fahrzeugheck. Ich war erstaunt, auf Anhieb genau das Gesuchte in einem ländlichen Heimwerkerbedarf in Lilienthal in der Form zu bekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Und es funktioniert auch tatsächlich, wie angedacht. Klasse! Jetzt muss es sich nur noch in der windigen nasskalten Nacht beweisen ...

Wie man rechts schön sehen kann, liegt alles satt an. So ein kleiner rechteckiger Magnet von etwa 5 x 1 x 0,6 cm hat 21 Kilo Zugkraft. Da ist Vorsicht geboten. Die dürfen keinesfalls direkt auf das Autoblech geraten. Dann hätte man ein echtes Problem, die wieder schadlos abzubekommen. Also immer schön (Zelt)Stoff dazwischen!
Die Federklemmen sehen lustig aus und bringen ebenfalls den erhofften Schutz.

Federklemme. Wirkungsvoll
Federklemme. Wirkungsvoll
Haftmagneten. Sehr wirkungsvolle Befestigung.
Haftmagneten. Sehr wirkungsvolle Befestigung.
Spaziergang auf dem Deich an der Wümme
Spaziergang auf dem Deich an der Wümme
Ausbeute eines "Ergänzungseinkaufs"
Ausbeute eines "Ergänzungseinkaufs"

Nach dem Einkauf machten wir in Lilienthal einen Spaziergang an der Wümme entlang. Ziemlich schön dort. Eine Stunde später kehrte ich in mittlerweile meiner Stammlokalität im Steintorviertel in Bremen ein und gönnte mir ein Zanderfieltmenü aus drei Gängen. Mmh!Bei meinem anschließenden Einkauf in einem großen Handel für Campingbedarf deckte ich meinen Grundbedarf an passendem Geschirr, Kochtöpfen, Pfanne und weiterem Kleinkram ab, abgestimmt auf meinen MiniCamper. Denn bisher habe ich immer vieles aus dem meinem Bestand als Radreisender und dem Haushalt ins Auto gepackt und nach der Rückkehr wieder zurück. Ein Reiz des MiniCampers ist ja der, eine schlanke, aber vollständige Ausrüstung immer an Bord zu haben, ohne ständig immer wieder von vorne anzufangen, wenn man mal auf Reisen geht. So langsam findet alles seinen Platz (auch, wenns noch ein bißchen braucht).

Es ist erstaunlich, wie die Zeit vergeht: bin ich gegen 10:30 losgekommen, war ich erst gegen 19:00 wieder am Platz. Dann musste ich meinen Tourneo wieder rückwärtig an das freistehende Heckzelt anflanschen. Und schließlich wieder die Schlafstätte herrichten. Auch das war wieder ein Rumgewurschtel. Wir haben jetzt sehr frische 9 Grad und ich bin froh, eine gemütliche Sitzgruppe im Heck zu haben und die Heizung (Keramikheizlüfter) arbeitet zuverlässig. (Eine Standheizung wäre vielleicht nochmal ein Thema.) Vor drei Tagen saß ich gegen 23 Uhr noch in Shirt und kurzer Hose draußen. Wenn das so weitergeht, muß ich bei meiner Abreise vielleicht Eis kratzen.


Mein zweites Wochenende

Schon mehr als eine Woche vergangen und weiterhin Ruhe und Kurzweil. Donnerstag war wetterbedingt eine Zwangspause eingelegt. Gestern wurde eingekauft, für heute habe ich nichts geplant, zumal die Wetterfrösche mehrmals kräftige Regenschauer angesagt haben. Also besser heute kein Ausflug in den anderen Teil des Teufelsmoors. Den habe ich mit Hund & Hänger noch mit Fahrrad vor. Stattdessen die Utensilien des gestrigen Einkaufs abwaschen und verstauen. (Das Verstauen wird vielleicht noch eine Herausforderung.) Aber ich koche mittags im neuen Kochtopf, den ich schon für die Warmwasserbereitung heute morgen benutzt habe. Da habe ich mir Edelstahl gegönnt.

Es gibt einfache Küche: Pasta mit frischen Tomaten, Presto und Oliven. Schmeckt super! Die Mehrgängemenüs vertage ich nämlich auf auswärts essen gehen. Und das kommt natürlich regelmäßig vor. Für den Hund gibt es am Nachmittag ein paar Arbeitsaufgaben, vornehmlich Fährte lesen und versteckte Gegenstände aufspüren. Das liebt er und meistert alles immer fehlerfrei mit Bravour. Und natürlich noch einige Grundaufgaben. Auch der Hundekopf will regelmäßig gefordert werden. Im weiteren Verlauf des Nachmittags lese ich bei Kaffee & Kuchen. Als wieder dunkle Wolken aufziehen, verziehe ich mich ins Interieur meiner wohligen Behausung. Als ich sitze, mit frischem Kaffee und der Hand und Buch in der anderen, springt Hundi auch zu mir ins Auto. Ich ziehe reflexartig meine Kaffee haltende Hand zurück - und damit war's geschehen. Meine noch neue Sofapolsterung hat einen ordentlichen Kaffeefleck bekommen. Drei Sekunden später denke ich: Klasse. Jetzt schon "eingeweiht." Dann satt mit Wasser nachbehandelt. Mal schauen, was bleibt.


Am heutigen Sonntag sind wir zu einer Radtour mit Freunden verabredet und treffen uns in Lilienthal "Ortsmitte" an der Kirche auf 11:00 Uhr. Beim Frühstück verheißt das Wetter schon einen Sonne-Wolkenmix. Der Blick auf das tagesaktuelle Wetter und den Tagesverlauf bestätigt das. Lediglich mal ein bißchen Regen zwischen 13 und 14 Uhr. Wir wollen an der Wümme entlang, nach Osterholz-Scharmbeck und über Ritterhude zurück. Also eine überschaubare Tour, vielleicht 40 bis 50 Kilometer. Den Ort mit dem seltsam klingenden Namen kennt niemand von uns und am Ende des Tages sollte sich herausstellen, dass dies keine Wissenslücke ist.

Als ich am vergangenen Dienstag Schlafsack und Magneten kaufte, entdeckte ich einen schnuckeligen Weg bei Lilienthal, wo auch die Gastronomie "Zur Schleuse" ausgeschildert ist. Nach dreieinhalb Kilometern auf der kleinen Straße hielt ich an der Restauration und machte ich einen kleinen Spaziergang. Dabei kam mir der Gedanke, dieses Sträßchen in Verbindung mit einer Radtour mit Freunden weiterzuradeln, weil alles so schön anmutete: der Deich, der Flußverlauf, später dann die größere Hamme. Das müsste lohnenswert sein. So kam   also unsere Radtour zustande.

Nun sind wir bei unserer Sonntagstour von der Kirche in Lilienthal losgedüst bei mehr oder weniger kräftigem Wind und reichlich Wolken. Phasenweise wurde es richtig frisch, um nicht zu sagen, ar...kalt. Immer dann, wenn besonders dunkle Wolken starke, kurze Regengüsse niedergehen ließen und der Wind nur noch kalt blies. Wir nahmen einen anderen Weg, weil wir einfach nicht den "Einstieg" fanden; da, wo ich vor ein paar Tagen abgebogen war. Was soll's! Wir fuhren unsere Route zwar weiter, aber nur wenige Kilometer vor dem Ort mit dem merkwürdigen Namen kamen wir an eine Abzweigung, wo wir links über eine schöne Brücke zur Melchers Hütte gelangten. Da merkte ich, dass ich am Mittwoch die Wanderung per pedes durchs Teufelsmoor von Neu-Helgoland aus startete. Melchers Hütte war dabei eine wertvolle Zwischenstation. Meine Freunde wollten da nun auch hin. Also los! Somit nahm unsere angedachte Radtour einen anderen Verlauf und mit mehr Kilometern als gedacht.

Denkste! Deutlich mehr als geplant
Denkste! Deutlich mehr als geplant
So gestartet sah alles ganz gut aus
So gestartet sah alles ganz gut aus
15 Minuten zuvor Sonne und voller Leute
15 Minuten zuvor Sonne und voller Leute

Diesmal fuhren wir also, nachdem wir an Melchers Hütte einen Stopp gemacht hatten (unter anderem wegen starkem Regen), ein großes Stück den Weg, den ich wenige Tage zuvor bei bulliger Hitze gegangen war. Wir kamen dann am Ortsrand vom Ort Teufelsmoor an und machten eine Kaffee- und Kuchenpause im Melkhus. Uns begleiteten erst Wolken, dann bei Ankunft, kräftiger Sonnenschein und schließlich wieder starke Regenschauer. Alles drin bei unserer Radtour. Aber es machte Spaß.

Dann machten wir uns auf den Rückweg unserer Rundreise nach Neu-Helgoland bei Worpswede und fuhren endlich doch noch nach Osterholz-Scharmbeck. Der Ort ist sehr gestreckt und erstaunlich hügelig. Das merkte vor allem ich, der den Akkubetrieb nicht nutze, aber Hund im Hänger im Schlepptau hatte. Abgesehen von den dort durchgängig dunklen Wolken, dem kalten böigen Wind, haben wir lange den Stadtkern gesucht. Das Zentrum, wo sich das Leben abspielt. Aber es spielte sich nix ab. Schon gar nicht bei dem Wetter. Schließlich fuhren wir dann zurück und hatten noch etwa 18 Kilometer vor uns. Wir machten einen letzten Stopp auf dem Weg, den wir am Anfang unserer Tour dann irgendwann fanden. Dort liegt ein schöner Gasthof mit Biergarten direkt an der Hamme gelegen. Es war blauer Himmel, die Sonne strahlte und prahlte mit allen Schönheiten von grün und bunt an Blatt- und Pflanzenwerk, die sie erreichte. Und wir wärmten uns und entspannten bei einem gelblich kühlen Getränk, was so typisch ist für diese Region. Wir hatten immer noch einige Kilometer zu strampeln. Schließlich verabschiedeten wir uns in Lienthal wieder voneinander, froh, bald endlich wieder zu Hause zu sein, aber auch zufrieden über die gemachte Tour, ohne zu verzagen, obwohl die Knalltüten von Wetterfröschen einen sehr viel weniger regenreichen Tag vorausgesagt hatten. (Werden Meteorologen eigentlich aus öffentlichen Mitteln bezahlt?)
Nachfolgend ein paar Impressionen unserer frischen Radtour.


Nach dieser Radtour habe ich mir, vor allem aber dem Hund, einen passiven Montag verordnet. Für den Vierbeiner ist eine Tagestour wahrscheinlich noch anstrengender, weil er die ganze Zeit im Fahrradhänger stehend verbringt; von Pausen und eigenen Laufaktivitäten abgesehen. Er blickt immer voller Aufmerksamkeit in Fahrtrichtung und schaut, was da kommt, wo wir langfahren usw. Dabei gleicht er ständig Fahrbewegungen aus und geht körperlich mit und balanciert aus. Man denkt, er könnte es sich doch auch bequem machen und einfach hinlegen. Aber das mag er nicht und verharrte noch nie in einer socken Haltung. Mein Hund favorisiert das Stehen während der Fahrt im Farradhänger. 

Dienstag fuhr ich noch nach Bremen in die Stadt, natürlich pflichtbewußt mit Rad und Hund. Dort habe ich noch etwas Geld gelassen für erforderliches Wanderschuhwerk und packte nach Rückkehr schon mal einige meiner sieben Sachen zusammen. Am Mittwoch früh erfolgte der Rest und wir machten uns mit vielen alten und neuen Eindrücken dieser auf ursprünglich zehn Tage angelegten Reise ins Teufelsmoor auf die Heimreise.

Das Teufelsmoor hat nichts schaurig-gruseliges, außer, man begibt sich vielleicht im Herbst bei ungemütlichen Wetter bei Niesel und Nebel ...
Nein. Die Bezeichnung Teufelsmoor leitet sich, habe ich mir von einem 82 jährigen Einwohner erklären lassen, aus dem plattdeutschen taubes / totes Moor ab, aus dem im Laufe des vorletzten Jahrhundert das hochdeutsche Teufelsmoor wurde.



Munter bleiben
Rumpelholz - Das bessere Tagebuch